Verkehr in NRW 15-Minuten-Takt soll Standard für viele S-Bahnen werden

Düsseldorf · NRW-Ministerin Ina Brandes will den Schienennahverkehr intensivieren und plant auch neue Strecken. Jetzt wird erst ein „Idealfahrplan“ entworfen und der Schienenausbau entsprechend festgelegt. Bisher fuhren die Züge eben nur so oft, wie es die heruntergewirtschaftete Infrastruktur zuließ.Die Grünen meinen, auch mehr Busse seien nötig.

 Künftig sollen in NRW deutlich mehr  S-Bahnen verkehren.

Künftig sollen in NRW deutlich mehr S-Bahnen verkehren.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Während die Bundesregierung die Bahn mit dem sogenannten Deutschland-Takt deutlich wettbewerbsfähiger auf der Fernstrecke machen will, plant NRW ein dazu passendes Programm für den Ausbau des Schienennahverkehrs. Einen NRW-Takt kündigt Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) in einer Vorlage für den Verkehrsausschuss des Landtags an, die am Mittwoch diskutiert werden soll.

Das Projekt gestartet hatte Ministerpräsident Hendrik Wüst, der bis Ende Oktober NRW-Verkehrsminister war. Ziel ist, den ÖPNV zu stärken, auch indem immer mehr Pendlern eine attraktive Alternative zum Auto geboten wird. „Es ist richtig, zuerst zu planen, was man anbieten will, und daraus nun ein Investitionsprogramm abzuleiten“, sagt Lothar Ebbers vom Fahrgästeverband Pro Bahn. „Das ist besser, als Fahrpläne nur danach auszurichten, was die zu schwach ausgebaute Infrastruktur nun erlaubt.“

Bundesweit wurde das Ziel eines 30-Minuten-Takts für den Fernstrecken definiert. In NRW läuft es dagegen unter anderem auf einen 15-Minuten-Takt tagsüber in großen Teilen des S-Bahn-Systems hinaus. Der VRR hat dies auf einigen Routen bereits gestartet. Laut der Vorlage sollen zwei S-Bahn-Linien zwischen Neuss/Düsseldorf und Wuppertal jeweils im Viertelstundentakt fahren, was einen Zug alle 7,5 Minuten bedeuten könnte. Die Verkehrsverbünde wie der VRR und der VRS haben das Konzept mitentwickelt, ebenso die Deutsche Bahn.

Zwischen Köln und Bedburg sollen die Züge alle 20 statt 30 Minuten fahren und auch häufiger halten. Eine entsprechende S-Bahn-Strecke wird im Entwurf angekündigt. Es soll zudem zwei ganz neue S-Bahn-Netze geben, eines rund um Münster, eines in Ostwestfalen-Lippe. Darüber hinaus sollen viele stillgelegte Strecken reaktiviert werden, so die Walsumbahn zwischen Duisburg und Wesel, die Ratinger Weststrecke oder eine Route von Stolberg nach Eupen.

Die Elektrifizierung der Voreifelbahn und der Eifelstrecke steht auch auf dem Programm, viele Zugstrecken sollen schneller werden. So soll es mit den Zügen der Regionalbahnlinie 37 sieben Minuten schneller von Düsseldorf nach Remscheid gehen, mit dem Regionalexpress 9 sieben Minuten schneller von Köln nach Siegen, und zwölf Kommunen sollen ganz neu an den Schienennahverkehr angeschlossen werden.

Die Kosten aller Ausbauvorhaben werden in der Vorlage nicht genannt. Experten glauben, dass bis 2040 rund 40 Milliarden Euro fällig werden könnten. Das gilt insbesondere dann, wenn man noch die Ausgaben für den RRX-Regionalzug dazurechnet, der als Prestigeprojekt im 15-Minuten-Takt Köln/Düsseldorf und Dortmund verbinden soll. Die in diese Städte einfahrenden S-Bahnen werden einfache Umsteigeverbindungen anbieten in den RRX, ist geplant.

Die Grünen lehnen die Vorschläge logischerweise nicht ab. Sie meinen aber, das Konzept hätte viel früher kommen müssen als nun vier Monate vor der Landtagswahl. „Jetzt wird auf den letzten Drücker kurz vor den Landtagswahlen ein Plan vorgelegt mit Maßnahmen, die eigentlich schon lange geplant und umgesetzt sein müssten“, sagt Arndt Klocke, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im  Landtag. Er weist auch daraufhin, dass viele der geplanten Ausbauten jeweils schon seit Jahren diskutiert werden.

Um nun zügig voranzukommen, sollten eine Reihe an Schnellbuslinien eingerichtet werden, um kleinere Städte besser anzubinden, meint die Ökopartei. Klocke: „Um die Anbindung insbesondere der ländlichen Räume kurzfristig zu verbessern, muss auch das Express-Busangebot deutlich ausgeweitet werden.“

Ungeachtet der Diskussion über die Investitionsoffensive stehen der Ministerin auch andere Diskussionen im Verkehrsausschuss bevor. So wollen die Grünen wissen, wie viele S-Bahnen und Regionalbahnen ausfallen werden, wenn Abel­lio Ende des Monats den Betrieb aufgibt. Arndt Klocke findet es zwar gut, dass andere Bahnfirmen den Verkehr übernehmen, befürchtet aber Probleme für Bahnreisende: „Es drohen in den kommenden Wochen Ausfälle und Verspätungen auf den bisherigen Abellio-Strecken.“

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