Bonn/Berlin Verdi wirft Post Mobbing vor

Bonn/Berlin · Um Mitarbeiter vom Streiken abzuhalten, hätten ihnen Vorgesetzte mit dem Verlust des Jobs gedroht. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Der Streit zwischen der Deutschen Post und Verdi über die Ausgründung von Firmen mit Niedriglöhnen eskaliert. Die Gewerkschaft wirft dem Konzern in einer Dokumentation vor, Mitarbeiter mit Zeitverträgen systematisch einzuschüchtern, damit diese an den aktuellen Streiks nicht teilnähmen. Die Vorwürfe scheinen so schlüssig, dass sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in seiner Eigenschaft als SPD-Chef in einem Brief an Post-Chef Frank Appel wandte. Gerade Unternehmen, die auch vom Bund kontrolliert würden, müsse "die unbedingte Achtung sowohl persönlicher wie kollektiver Arbeitnehmerrechte abverlangt werden", schreibt er laut "Süddeutscher Zeitung". Gabriel scheint den Vorwürfen Glauben zu schenken und formuliert, dass Vorgesetzte bei der Post offenbar Druck ausgeübt hätten, um "Mitglieder gegen ihre Gewerkschaft aufzubringen".

Postchef Frank Appel weist den Vorwurf von Verdi dagegen als rufschädigend zurück. Er verweist darauf, der Konzern habe ein traditionell gutes Verhältnis zu Betriebsräten. Das ist allerdings kein Gegensatz dazu, dass bei der größten Auseinandersetzung der Post seit Jahren auch mit härteren Bandagen gekämpft wird. Am Ende scheint der Verdi-Vorwurf plausibel, dass Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen von ihren Vorgesetzten signalisiert bekamen, einen Anschlussvertrag bekämen sie als Teilnehmer der Streiks viel schwerer.

Die Politisierung des Streiks zeigt, dass Verdi beim Streit um die neuen Billiglohntöchter kämpfen muss. Mehr als 2500 Mitarbeiter haben bereits Verträge bei den neuen Firmen unterschrieben - sie arbeiten lieber für weniger Geld bei den neuen Ablegern der Post, als gar keinen Job zu haben. Die Post erklärt außerdem, die Streikbereitschaft sei nicht hoch,mehr als 80 Prozent der Briefe kämen pünktlich an.

(RP)
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