Köln Verdi verhandelt mit Kaufhof über einen Sanierungstarif

Köln · Was die Spatzen seit Monaten von den Dächern pfeifen, ist jetzt von Wirtschaftsprüfern in einem Gutachten sozusagen offiziell bestätigt worden: Bei der Warenhauskette Galeria Kaufhof besteht Sanierungsbedarf. Und das in einem derart beträchtlichen Ausmaß, dass sich die Gewerkschaft Verdi bereiterklärt hat, mit dem Unternehmen über einen Sanierungstarifvertrag zu verhandeln. Das habe die 30-köpfige Tarifkommission beschlossen, teilte Verdi gestern mit. Voraussetzung sei allerdings, dass "zunächst gemeinsame Eckpunkte" geschaffen würden. "Wir wollen natürlich die Standorte, Arbeitsplätze und Einkommen der Beschäftigten absichern. Den Arbeitnehmern einseitig in die Taschen zu greifen, ist keinesfalls akzeptabel", erklärte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke.

Galeria Kaufhof reagierte zufrieden auf die Verdi-Ankündigung. "Wir begrüßen es, dass die Tarifkommission von Verdi unserem Antrag auf Aufnahme von Verhandlungen zu einem Beschäftigungssicherungstarifvertrag zugestimmt hat. Denn wir brauchen für Galeria Kaufhof wettbewerbsfähige Personalkosten", teilte das Unternehmen mit. Man sei überzeugt, ein solides Sanierungskonzept vorgelegt zu haben, sei aber "selbstverständlich offen für ergänzende Ideen und Maßnahmen". Galeria Kaufhof hat unter dem Namen "Turn2Win" ein Sanierungskonzept vorgelegt, das aus Sicht der Gewerkschaft richtige Ansätze hat. Aber: Die Ideen der Galeria-Kaufhof-Führung, bei denen es unter anderem um die Stundung von Tariferhöhungen und des Urlaubsgeldes für das laufende Jahr geht, beinhalten aus Arbeitnehmer-Sicht eine Schieflage zuungunsten der Belegschaft. Zwischen den Zeilen klingt durch, dass Verdi mehr Verkaufspersonal auf der Fläche sehen möchte. Ob das mehr als ein frommer Wunsch bleibt? Die Personalkosten sind schließlich größter Kostenblock im Einzelhandel.

Auf jeden Fall will die Gewerkschaft eine Strategie sehen, ehe sie über einen Sanierungstarif verhandelt. Die Unternehmensleitung soll beispielsweise erklären, wie sie sich eine erfolgreiche Verzahnung von Filial- und Onlinegeschäft vorstellt. Managementfehler der Vergangenheit müssten korrigiert werden, heißt es bei Verdi. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Sortimente in den Warenhäusern zusammengestellt werden und wie hoch die Mieten in einzelnen Filialen ausfallen sollen. Da scheint Streit mit dem Kaufhof-Eigentümer HBC programmiert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort