Düsseldorf Verdi sieht noch Zehntausende Energie-Jobs in Gefahr

Düsseldorf · Die Gewerkschaft lobt die Vereinbarungen zur Energiepolitik im Koalitionsvertrag. In NRW drängt sie auf Hilfe für die Braunkohle.

In der deutschen Energiewirtschaft sind nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi Zehntausende weitere Arbeitsplätze bedroht. Allein die großen Versorger Eon, RWE, EnBW und Vattenfall wollten bis Ende 2016 rund 20 000 Jobs abbauen, sagte Verdi-Bundesvorstand Erhard Ott. Weitere etwa 10 000 Stellen vor allem bei Stadtwerken seien gefährdet, wenn die Förderung von Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung nicht schnell reformiert werde, sagte Ott. Allerdings könnten nach Ansicht der Gewerkschaft durch den Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende auch 10 000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Der Hintergrund: Alle großen deutschen Stromversorger kämpfen zurzeit mit massiven Ertragsrückgängen in der Stromproduktion. Denn der Siegeszug der erneuerbaren Energien und ihr Einspeisevorrang hat in den vergangenen Jahren die Preise an den Strombörsen einbrechen lassen. Vor allem Gaskraftwerke schreiben rote Zahlen. Die Konzerne versuchen durch Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen gegenzusteuern. Doch wird die weitere Entwicklung zum großen Teil auch von den künftigen politischen Weichenstellungen abhängen.

Ott bewertete die Vereinbarungen zur Energiepolitik im Koalitionsvertrag von Union und SPD insgesamt positiv. Es sei gut, dass die Umgestaltung der Förderung der erneuerbaren Energien nicht mit der Brechstange erfolge. Ein "behutsames Hinausgleiten" aus dem aktuellen System sei die bessere Wahl. Es sei aber dringend notwendig, dass nun rasch eine Einigung über die Ausgestaltung eines Kapazitätsmarktes erfolge, der den als Reserve benötigten konventionellen Kraftwerken eine Zukunftsperspektive verschaffe. Ott forderte, diese Klärung müsse noch 2014 geschehen, damit rechtzeitig Investitionen in erforderliche, neue Kraftwerke auf den Weg gebracht werden könnten.

Gleichzeitig nimmt Verdi speziell den Stromkonzern RWE ins Gebet. Am 11. Dezember beginnen Gehaltstarifrunden bei dem Essener Energieriesen. Nun will die Gewerkschaft betriebsbedingte Kündigungen und eine Nullrunde beim Gehalt verhindern. Das Ergebnis sei "völlig offen", heißt es bei Verdi.

Von der Landesregierung erwartet die Gewerkschaft eine weitere Unterstützung der Braunkohle. Das Land müsse RWE Planungssicherheit für 20 Jahre garantieren. Dafür sei eine "neue Leitentscheidung der Landesregierung" notwendig. Sonst könnten bis zu 8000 Arbeitsplätze im Rheinischen Revier bedroht sein, betont Verdi.

(dpa/rky)
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