Köln Verdi: Sicherheitsfirma trickst ältere Mitarbeiter aus

Köln · Die Gewerkschaft wirft Securitas vor, sich nicht an den Branchentarifvertrag zu halten.

Am Flughafen Köln/Bonn ist ein Streit über die Luftsicherheitskräfte entbrannt, die für die Waren- und Personalkontrolle zuständig sind. Auslöser ist ein Betreiberwechsel. Ab 1. April übernimmt die Sicherheitsfirma Securitas diese Aufgabe von den Firmen WIS und Kötter. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den neuen Betreiber: "Securitas hätte eigentlich allen 83 WIS-Beschäftigten am Flughafen ein Übernahmeangebot machen müssen", sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Das gelte unabhängig von der Gesetzeslage aufgrund des Manteltarifvertrags für die Sicherheitsbranche.

Tatsächlich haben mehrere langjährig beschäftigte WIS-Mitarbeiter ein Schreiben von Securitas bekommen. In den Briefen, die unserer Zeitung vorliegen, heißt es: "Wir bedauern, dass wir von unserer Absicht, Ihnen ein Vertragsangebot zu unterbreiten, Abstand nehmen müssen, da unser Bedarf gedeckt ist."

Problem: Laut Verdi lässt Securitas bereits seit dem 18. Februar neue Sicherheitskräfte über die Firma OBM Personalmanagement als Luftsicherheitskontrollkräfte für den Kölner Flughafen schulen. Für die Kurse hatte das Hamburger Unternehmen im Internet und in Zeitungen Anzeigen geschaltet. "Diese Neueinsteiger sind deutlich günstiger als langjährig Beschäftigte", sagt Tarim und kritisiert die Praxis, wonach die Neuen ihre bis zu 4500 Euro teuren Bildungslehrgänge mit Mitteln der Bundesagentur für Arbeit (BA) finanzieren. Es sei ein Missbrauch von Sozialversicherungsbeiträgen, wenn Securitas ausgebildete Kräfte in die Arbeitslosigkeit entlasse und sich von der BA finanzierte günstigere Neulinge besorge.

Securitas erklärte, man habe 38 WIS-Beschäftigte und 29 Kötter-Mitarbeiter übernommen, zudem würden 17 Securitas-Mitarbeiter in Köln eingesetzt und 25 neue Kräfte. Das Unternehmen erklärte das eigene Vorgehen damit, "dass durch eine Differenzierung von unterschiedlich geforderten Qualifikationen und einem geforderten ausgewogenen Verhältnis von weiblichen und männlichen Luftsicherheitskontrollkräften zusätzliche Mitarbeiter benötigt" würden. Der Vorwurf, man halte sich nicht an Tarifverträge, sei falsch. Securitas warf der Gewerkschaft Verdi vor, Versuche zur Kontaktaufnahme zu ignorieren.

Der Flughafen teilte mit, mit Verdi und Securitas habe es Gespräche gegeben. "Darin ist seitens des Flughafens deutlich darauf hingewiesen worden, dass tarifvertragliche und arbeitsrechtliche Regelungen unbedingt einzuhalten sind", so ein Sprecher. Dies werde von Unternehmen erwartet, die am Standort tätig seien, und sei Bestandteil von Ausschreibungen. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat sich eingeschaltet und weitere Informationen abgefragt, um den Sachverhalt zu prüfen. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

(RP)
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