Vor Einkaufstag „Black Friday“ Verdi ruft Amazon-Mitarbeiter erneut zu Streik auf - auch in NRW

Berlin · Der weltgrößte Online-Händler Amazon streitet seit Jahren mit Gewerkschaften um den Abschluss eines Tarifvertrages. Mit Beginn der Nachtschicht hat Verdi erneut zu Streiks aufgerufen, auch in den NRW-Standorten Rheinberg und Werne.

 Drei Tage sollen Amazon-Mitarbeiter an sieben Standorten für Tarifverträge streiken (Archivbild).

Drei Tage sollen Amazon-Mitarbeiter an sieben Standorten für Tarifverträge streiken (Archivbild).

Foto: dpa/Guido Kirchner

Mit mehrtägigen Streiks beim Online-Händler Amazon will die Gewerkschaft Verdi im jahrelangen Kampf für einen Tarifvertrag erneut Druck machen. Rund um den umsatzstarken Einkaufstag „Black Friday“ hat die Gewerkschaft an sieben deutschen Versandzentren zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Mit Beginn der Nachtschicht von Mittwoch auf Donnerstag seien Beschäftigte in Leipzig (Sachsen), Bad Hersfeld (Hessen/zwei Standorte), Rheinberg, Werne (beide NRW), Graben bei Augsburg (Bayern) und Koblenz (Rheinland-Pfalz) zu einem dreitägigen Streik aufgerufen worden, teilte Verdi mit. Ziel sei die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch Amazon sowie der Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit. Den Beschäftigten werde die "geforderte tarifvertragliche und existenzsichernde Entlohnung vorenthalten", während Amazon zugleich Milliardengewinne einfahre, kritisierte Verdi.

Mitarbeiter bei Amazon profitierten "von exzellenten Löhne, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen", erklärte dagegen der US-Konzern. In Deutschland liege der Einstiegslohn bei Amazon zwischen 11,30 und 12,70 Euro brutto pro Stunde.

Bei Amazon hieß es zu ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit stets, Kunden würden nichts davon spüren. Pakete kämen pünktlich an, der Großteil der Mitarbeiter kümmere sich wie üblich um Kundenbestellungen. Mit Blick auf die geplanten neuen Verdi-Proteste sagte ein Amazon-Sprecher in Koblenz, die Teams konzentrierten sich aktuell „darauf, die Pakete zum Kunden zu bringen“.

Bei Amazon wird seit Mai 2013 in Deutschland immer wieder gestreikt - ohne dass es in dem festgefahrenen Konflikt zu greifbaren Ergebnissen gekommen wäre. Zuletzt hatte Verdi Amazon-Mitarbeiter im Oktober zu einem zweitägigen Streik aufgerufen um Gehaltsforderungen durchzusetzen.

Seit Jahren werde die geforderte tarifvertragliche und existenzsichernde Entlohnung abgelehnt, kritisiert Verdi-Vertreter Orhan Akman: „Gleichzeitig macht der Konzern mit dem reichsten Mann der Welt an der Spitze durch Coronavirus-Pandemie, "Black Friday", "Cyber Monday" und im Weihnachtsgeschäft riesige zusätzliche Milliardengewinne.“

Amazon betreibt in Deutschland nach eigenen Angaben 15 Logistikzentren an 14 Standorten mit rund 16.000 festangestellten Beschäftigten. Amazon sei ein fairer Arbeitgeber, macht der Online-Händler geltend. Die Logistikmitarbeiter erhielten „ein sehr wettbewerbsfähiges Lohnpaket“.

Der Konzern des US-Milliardärs Jeff Bezos hat seine Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren vervielfacht. Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften gibt es nicht nur in Deutschland. Das Unternehmen lehnt Tarifverträge grundsätzlich ab. Bezos gilt nach verschiedenen Vermögensschätzungen als der reichste Mensch der Welt.

(juju/dpa)
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