Corona-Pandemie Verdi: Eltern von Kitakindern bei vollem Lohn freistellen

Düsseldorf · Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, hat angesichts der Kita-Schließungen deutlich mehr Anstrengungen zur Entlastung der Eltern gefordert. Die Arbeitgeber reagierten ablehnend.

 Eine leere Garderobe in einer Kita.

Eine leere Garderobe in einer Kita.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Die flächendeckende Schließung von Schulen und Kitas wird zur Belastungsprobe für die Wirtschaft. Nun hat sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu Wort gemeldet. Deren Chef, Frank Werneke, forderte: "Eltern, die morgens plötzlich vor verschlossenen Kita- oder Schultüren stehen, müssen sicher sein, dass die nun erforderliche Kinderbetreuung nicht zu einer Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes führt. Es muss jetzt sehr schnell Rechtssicherheit zugunsten der betroffenen Eltern geschaffen werden. Kulanzregelungen im Ermessen der Arbeitgeber reichen nicht aus." Konkret sollten Eltern betreuungspflichtiger Kinder zu Hause bleiben können, ohne dass dadurch Einkommen oder Arbeitsplatz gefährdet würden.

Schützenhilfe bekam er zudem vom Chef des Deutschen Beamtenbundes, Ulrich Silberbach. Der sagte unserer Redaktion, insbesondere die Dienstherrn und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst hätten jetzt eine Vorbildfunktion: „Sie sollten überall dort, wo es möglich ist, großzügig mit der Beanspruchung der Familien durch die fundamental neuen Betreuungserfordernisse umgehen und im Rahmen der Möglichkeiten Flexibilisierungen schaffen.“

Silberbach unterstrich jedoch, dass für alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstesdas Funktionieren des Staates an erster Stelle stehe – gerade in einer Krise wie der jetzigen. „Gleichwohl muss darüber gesprochen werden, wie sie alle möglichst gesund und ohne individuelle Einbußen durch diese schwere Zeit kommen.“ Der BEamtenbundchef forderte insbesondere für die neuralgischen Berufsgruppen im Gesundheitsdienst und bei den Einsatzkräften, aber auch für Lehrkräfte und den Sozial- und Erziehungsdienst Sonderregelungen. „All das muss zügig im Dialog zwischen den zuständigen Sozialpartnern geklärt werden. Deswegen sollten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei ihrem Sozialpartner-Treffen am Mittwoch den öffentlichen Dienst nicht vergessen. Wir stehen bereit, die besonderen Bedarfe und Bedürfnisse zu erörtern und tragfähige Lösungen zu entwickeln.“

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) wies den Verdi-Vorstoß zurück: „Entscheidungen über Maßnahmen wie Schulschließungen zur Eindämmung des Ansteckungsrisikos obliegen den zuständigen örtlichen Behörden“, erklärte die BDA gegenüber unserer Redaktion. Wenn diese Stellen entschieden, dass bestimmte Maßnahmen notwendig würden, müssten Betriebe gemeinsam mit ihren Beschäftigten natürlich individuelle Lösungen finden. „In einer solchen Ausnahmesituation wie dieser kann es keine Pauschalrezepte geben“, teilte die BDA mit. „Wenn Beschäftigte betreuungsbedürftige Kinder haben, so könnte beispielsweise mobiles Arbeit von Zuhause aus möglich sein, der Abbau von Überstunden oder eine Freistellung erfolgen.“ Welche dieser Maßnahmen die betrieblichen Notwendigkeiten ebenso wie die Bedürfnisse der Beschäftigten am besten abbildet, könne nur vor Ort im Betrieb beurteilt werden.

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