Berlin Verbraucherschützer warnen vor Gift im Spielzeug

Berlin · Plastikautos, Puppen, Plüschtiere: Viele Spielsachen weisen laut Verbraucherschützern eine zu hohe Belastung durch Chemikalien auf. Sie schlagen Alarm. "Für krebserregende, erbgutschädigende und fortpflanzungsgefährdende Substanzen stammen die Grenzwerte aus dem europäischen Chemikalienrecht und sind für Kinder zu hoch", sagte eine Sprecherin der NRW-Verbraucherzentrale.

Zuletzt hatte die EU-Kommission im Rahmen ihrer Spielzeugrichtlinie Grenzwerte neu definiert und angepasst - und gegen Kritik als die besseren Werte verteidigt. Die Bundesregierung hatte gegen einzelne geklagt, verlor den Prozess jedoch im vergangenen Jahr endgültig vor dem Europäischen Gerichtshof.

Beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht man weiterhin die Bundesregierung in der Pflicht, nachzusteuern. "Spezifische Grenzwerte für eine Reihe von Substanzen in Spielzeug für Kinder unter 36 Monate oder Spielzeug, das bestimmungsgemäß in den Mund genommen wird, wurden neu festgelegt", sagte BfR-Expertin Bärbel Vieth. Das betreffe etwa einige Konservierungsmittel, die sensibilisierend wirken, um so die Kinder vor einer Kontaktallergie zu schützen. "Trotzdem besteht weiterer Nachbesserungsbedarf", sagte Vieth. Verbraucherschutzminister Christian Schmidt (CSU), versicherte auf Anfrage, sich auch künftig dafür einsetzen zu wollen, ein möglichst hohes Schutzniveau bei Kinderspielzeug zu gewährleisten. Er wolle sich bei der EU-Kommission "dafür stark machen", dass die Grenzwerte der Richtlinie entsprechend neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst würden.

Seit Jahren warnen Experten vor Gift in Spielzeug, alle zwölf Monate veröffentlicht die EU einen Bericht über beanstandete Produkte. Stets auf Platz eins: Spielsachen. Nach Angaben des BfR zählen krebserregende Stoffe oder Schwermetalle wie Blei und Cadmium sowie Weichmacher zu den gefährlichen Stoffen in Spielzeugen. Sie können durch Hautkontakt oder beim In-den-Mund-nehmen freigesetzt werden. Zudem könnten Kinder Lack von Spielzeug abknabbern und verschlucken, warnt das Institut.

Aus Sicht der Grünen sind die Hersteller und die Bundesregierung am Zug. "Wo es durch die EU-Spielzeugrichtlinie zu Verwässerungen bei den Grenzwerten kam, müssen die Spielzeughersteller die alten strengeren nationalen Grenzwerte weiterhin einhalten", fordert die für Verbraucherschutz zuständige Grünen-Fraktionsvize Nicole Maisch. Außerdem verlangt sie, dass es - wie im Koalitionsvertrag festgehalten - eine unabhängige, verbindliche Drittprüfung von Spielzeug auf EU-Ebene geben müsse. Gleiches gelte für ein europäisches Sicherheitszeichen analog zum deutschen GS-Zeichen, für das sich die Bundesregierung einsetzen wollte.

(jd / sno)
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