500 Stromversorger wollen Preise erhöhen Verbraucherschützer rufen zu Widerstand auf

Berlin (rpo). Die Kunden sollen endlich auf die Barrikaden gehen, fordern Verbraucherschützer. Auf die Ankündigung von mehr als 500 Strom- und Gasversorgern, ihre Preise in den nächsten Monaten zu erhöhen, müssten die Verbraucher mit Widerstand reagieren. Auch die Politik sei dringend gefordert.

Was die Stromversorger einnehmen
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Foto: ddp

"Es ist nicht nachzuvollziehen, warum die vier großen Stromlieferanten Eon, RWE, Vattenfall und EnBW trotz steigender Gewinne die Strompreise immer weiter erhöhen", sagte Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher der "Bild am Sonntag". Er riet Strom- und Gaskunden, sich zu wehren: "Die Verbraucher sollten die Zahlung überhöhter Strom- und Gasrechnungen verweigern." Nach Informationen des Magazins "Focus" haben bislang 519 der bundesweit 876 Stromversorger beantragt, ihre Preise zum Jahreswechsel zu erhöhen.

Peters sagte, die Politik sei "dringend gefordert, die Strompreistreiber zu stoppen". SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer sprach sich für die Einsetzung eines Bundestags-Untersuchungsausschusses aus. "Die Energiekonzerne sind dreiste Krisengewinnler - zu Lasten der Volkswirtschaft und auf Kosten der Autofahrer und Stromkunden. Sie missbrauchen ihre marktbeherrschende Stellung und verstoßen damit gegen das Wettbewerbsrecht, besonders mit ihren offenkundigen Preisabsprachen", schrieb Scheer in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". Die Aufgabe eines Untersuchungsausschusses bestünde darin, "die dubiosen Kalkulationsmethoden offen zu legen".

Der größte deutsche Gasversorger Eon hatte am Freitag Preiserhöhungen ab Oktober teils um mehr als zehn Prozent angekündigt. Am Dienstag hatte der Eon-Konzern mitgeteilt, dass die Ruhrgas ihr Ergebnis im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 82 Prozent auf 1,458 Milliarden Euro steigern konnte. Höhere Tarife für Gas müssen im Gegensatz zu höheren Strompreisen nicht von den Behörden genehmigt werden.

Die von den Stromversorgern beantragten neuen Tarife liegen laut "Focus" im Schnitt um sechs bis sieben Prozent über den alten. In Niedersachen wolle ein Versorger sogar 22 Prozent mehr verlangen. Die Anzahl der Erhöhungen wird dem Bericht zufolge noch weiter steigen: In den meisten Bundesländern rechnen die Behörden in den nächsten Tagen mit weiteren Anträgen. In Baden-Württemberg müssen die insgesamt 126 Versorger ihre Strom-Preise seit einigen Jahren zudem nicht mehr genehmigen lassen und informieren über Erhöhungen nur sehr kurzfristig.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) verwies auf weitere Belastungen neben den steigenden Energiekosten. Durch höhere Steuern und Abgaben sowie die gleichzeitige Kürzung von Steuervergünstigungen drohten jedem Bundesbürger im kommenden Jahr Mehrbelastungen von durchschnittlich 300 Euro. "Allein die Anhebung der Mehrwertsteuer wird die Haushalte um zusätzliche 19,4 Milliarden Euro belasten", sagte der vzbv-Wirtschaftsexperte Patrick von Braunmühl der Zeitung "Bild am Sonntag". "Rechnet man die drohenden Belastungen und zu erwartende Einnahmen zusammen, werden die privaten Haushalte 2007 netto um 24 Milliarden Euro zusätzlich belastet - das sind pro Kopf etwa 300 Euro."

(afp)
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