Übernahme aus der Insolvenz Van Laack übernimmt Geschäft von Modekette Sør

Mönchengladbach · Selbst der Verkauf einer namhaften Kunstsammlung konnte Sør nicht retten. Im Februar 2020 meldete die Modekette Insolvenz an. Nun übernimmt der Gladbacher Textilhersteller van Laack das Geschäft – und hat große Pläne.

 Christian von Daniels erweitert das Geschäft der van-Laack-Gruppe.

Christian von Daniels erweitert das Geschäft der van-Laack-Gruppe.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Unterschiedlicher hätte das Geschäft in der Corona-Pandemie kaum laufen können: Hier der Mönchengladbacher Modehändler van Laack, der in der Corona-Pandemie mit dem Verkauf von Mund-Nasen-Masken und Schutzkitteln das erfolgreichste Geschäftsjahr der Firmengeschichte feierte. Dort der angeschlagene Modehändler Sør aus dem westfälischen Oelde, der im vergangenen Jahr erst die Insolvenz anmelden musste und dann große Teile seines Filialnetz schloss.

Die beiden Unternehmen verbindet eine langjährige Geschäftsbeziehung, van Laack gehörte in den Filialen zum Sortiment – hier der Hersteller, da der Händler. In Zukunft sollen beide Geschäfte unter einem Dach geführt werden. Denn van Laack kündigte am Montag an, Teile des insolventen Modehändlers Sør übernehmen zu wollen. Zwischen 21 und 25 Filialen und der Online-Shop von Sør sollen ab dem 1. März zur van-Laack-Gruppe gehören.

„Ich glaube weiter an den stationären Handel, allerdings nicht in dem Umfang der Vor-Corona-Zeit“, sagt van-Laack-Chef Christian von Daniels: „Unser Ziel ist, dass die Filialen in Zukunft wieder am jeweiligen Standort das beste Haus am Platz sind.“ Bis zum 1. April sollen die Geschäfte daher gründlich renoviert werden. Gleichzeitig wolle man den Online-Shop ausbauen und die Marke speziell für jüngere Kunden attraktiver machen.

Das Traditionshaus Sør, früher eine bekannte Adresse in der Branche, kämpfte seit Jahren gegen Verluste. Die Eltern von Firmenchef Thomas Rusche hatten 1956 die erste Sør-Filiale in Bielefeld eröffneten, weitere folgten. Schnell avancierte der Modehändler, der lange Zeit sowohl auf Premium- als auch Eigenmarken gesetzt hat, zur Anlaufstelle prominenter Männer wie dem Verleger Axel Springer, dem Schauspieler Heinz Rühmann oder Dirigent Herbert von Karajan. Vor der Insolvenz gab es rund 60 Filialen – von Obersdorf bis Sylt.

Doch das Geschäft war schon vor Corona in Schieflage geraten. Der Umsatz war 2018 laut Bundesanzeiger im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, unter dem Strich stand am Ende ein Verlust von knapp 13,7 Millionen Euro.

2019 versuchte Firmenchef Thomas Rusche, das Geschäft durch den Verkauf von Teilen seiner umfangreichen Kunstsammlung zu verkaufen. Während damals in London bei Sotheby’s die Altmeister aus der Sammlung unter den Hammer kamen, wurden in Köln nach und nach rund 4000 Werke zeitgenössischer Kunst versteigert – von Neo Rauch bis hin zu Norbert Bisky oder George Condo. Das Geld sollte in die Digitalisierung fließen. Doch die Wende wollte nicht mehr gelingen.

Das Geschäft soll nun Oliver Lübbenjans nach vorne bringen. Der Manager war zuletzt für Eton Shirts in Stockholm tätig und leitete dort das Europageschäft. Nun soll er Sør unter dem Dach von van Laack neues Leben einhauchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort