London USA werden wichtigstes Ölförderland der Welt

London · Die internationale Energie-Landkarte wird sich in den nächsten 20 Jahren dramatisch verändern – und möglicherweise auch politische Auswirkungen nach sich ziehen. Die USA werden schon in fünf Jahren der größte Öl- und Gasproduzent der Erde und von Importen praktisch unabhängig sein. Das sagt die Internationale Energie-Agentur in ihrem Welt-Energie-Ausblick 2012 voraus, der gestern in London vorgestellt wurde. "Die Grundpfeiler des weltweiten Energie-Systems werden verschoben", sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol.

Die Verbraucher vor allem in Europa und Japan müssten sich in Zukunft auf höhere Strompreise als in anderen Regionen der Welt einstellen. Im Jahr 2035 werde der Strompreis pro Kilowattstunde bei 24 US-Cent in Japan und bei 19 US-Cent (vor Steuern) in Europa liegen, prognostiziert die Agentur. Gründe seien der Verzicht auf billige Kernenergie und ein höherer Anteil teurerer erneuerbarer Energien. In China werden die Verbraucher nur sieben Cent zahlen, in den USA etwa 14 Cent. In Südasien und Afrika sind derzeit 1,3 Milliarden Menschen noch völlig ohne Elektrizität – fast ein Fünftel der Erdbevölkerung. "Das ist wirtschaftlich und moralisch nicht haltbar", sagte Birol.

Die weltweite Nachfrage nach Energie werde von 12 000 Millionen Tonnen Öläquivalent bis zum Jahr 2035 auf fast 17 Millionen Tonnen steigen – vor allem wegen der unersättlichen Nachfrage aus China und Indien.

Die Welt müsse massiv auf das Ausschöpfen von Effizienz-Potenzialen bei der Energienutzung setzen, wenn sich trotz Treibhauseffektes die Erde nicht um mehr als zwei Grad erwärmen soll, sagte Fatih Birol. "Es gibt eine wachsende Überzeugung in mehreren Ländern, jetzt auf den Effizienz-Knopf zu drücken", sagte er.

Der Verzicht auf Nuklearenergie in einigen Ländern wie Deutschland und Japan sei vor dem Hintergrund der drohenden Klimaerwärmung besorgniserregend.

(dpa)
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