Düsseldorf US-Notenbank lässt Dax unter 8000 Punkte fallen

Düsseldorf · Der Dax fiel zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Ende Mai. Für Anleger besteht dennoch kein Grund zur Panik.

Die geldpolitische Zeitenwende in den USA wird zwar vermutlich erst im nächsten Jahr stattfinden, aber sie entfaltet schon jetzt erste Wirkungen. Nachdem Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Fed, ein Ende der monatlichen Anleihenkäufe in zweistelliger Milliardenhöhe für Mitte 2014 in Aussicht gestellt hat, sind die Märkte in Bewegung geraten. Nicht nur die Aktienkurse sind deutlich gesunken, sondern auch die für Staatsanleihen, vor allem amerikanische. Der Grund ist denkbar einfach: Wenn die Fed als sicherer Anleihe-Käufer ausfällt, fehlt ein wesentlicher Marktteilnehmer, und das drückt auf die Verkaufschancen für solche Staatspapiere. Umgekehrt sind damit die Renditen auf Anleihen deutlich gestiegen.

Momentan kauft die Fed monatlich für 85 Milliarden Dollar Staatspapiere. Auch die Bank von Japan pumpt gewaltige Summen in den Finanzkreislauf. Beide Notenbanken tun dies, weil sie glauben, damit die Kreditvergabe der Banken und so auch die Investitionen der Unternehmen anzukurbeln. Auch in der Euro-Zone ist eine weitere Zinssenkung im Kampf gegen die Konjunkturschwäche in Europa nicht ausgeschlossen.

Aus den USA kommt nun das erste Signal, dass der Geldsegen ein Ende haben könnte und die Zinsen steigen könnten. Auch dass der Dax gestern deutlich unter 8000 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Ende Mai fiel, ist eine Reaktion auf dieses Phänomen. US-Notenbank-Chef Bernanke meint nämlich, dass das Ende des Anleihen-Kaufprogramms der Wirtschaft und deren Aufwärtstrend nicht schadet, und deshalb auch steigende Zinsen bei länger laufenden Anleihen nicht ausgeschlossen sind.

Wenn das passieren würde, könnten diese Anleihen wegen ihrer höheren Verzinsung für die internationalen Investoren attraktiver sein als Aktien. Aus dieser Furcht der Börsianer heraus sind gestern die Aktienkurse gefallen – nicht nur im Dax. Der Index EuroStoxx 50 veror zeitweise fast drei Prozent; in Japan gingen die Kurse um rund 1,7 Prozent runter. Zu den großen Verlierern an der deutschen Börse gehörten die Aktien der Autobauer Daimler, Volkswagen und BMW sowie die Papiere des Versicherungsriesen Allianz und des Technologiekonzerns Infineon.

Dennoch sind Anleger jetzt gut beraten, nicht gleich in Panik zu verfallen. Denn wenn die wirtschaftliche Erholung in den USA und in der Folgezeit in Europa nachhaltig wäre, würden Aktien wieder an Attraktivität gewinnen. Die Kurse könnten dann schon wieder deutlich zulegen. Und zur Erinnerung: Der Dax liegt heute trotz des zwischenzeitlichen Abfalls immer noch um 400 Punkte über dem Stand von Mitte April. Ein Teil der Kursverluste von gestern hat zudem vermutlich auch gar nichts mit den Äußerungen von Notenbank-Präsident Bernanke zu tun, sondern damit, dass morgen viele Optionsgeschäfte fällig werden. Da dürften etlichen Anlegern niedrigere Kurse entgegengekommen sein.

Natürlich hat der bevorstehende Kurswechsel in der Fed-Politik auch Auswirkungen auf die Währung. Der amerikanische Dollar legte nach Bernankes Aussagen deutlich zu. Umgekehrt fiel der Kurs des Euro kräftig. Der Referenzkurs sank gegenüber dem Stand vom Mittwoch um mehr als zwei Cent auf 1,3200 Dollar.

(RP)
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