Entscheidung der US-Notenbank Die Fed gibt dem Druck nach

Meinung | Düsseldorf · Die amerikanische Notenbank kommt um eine Anhebung der Zinsen nicht herum. Damit verstärkt sich der Druck auf die EZB. Die sollte ebenfalls die Inflation bekämpfen, anstatt die Euro-Zone politisch zu befrieden.

 Der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell erscheint auf einem Fernsehbildschirm auf dem Parkett der New Yorker Börse, Mittwoch, 3. November 2021 (Archivbild).

Der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell erscheint auf einem Fernsehbildschirm auf dem Parkett der New Yorker Börse, Mittwoch, 3. November 2021 (Archivbild).

Foto: dpa/Richard Drew

Die amerikanische Notenbank Fed hat die Leitzinsen noch nicht erhöht, aber das wird im März fast sicher passieren. Zu groß ist für die Amerikaner der Druck durch die Inflationsraten geworden, die manchem Verbraucher das Leben schwermachen und damit sogar Donald Trump im politischen Kampf der Kulturen in die Hände spielen. Lange Zeit hat die Fed wie die Europäische Zentralbank (EZB) gezögert in dem Glauben, die hohen Preissteigerungsraten seien vorübergehender Natur. Ein Trugschluss, den es jetzt dringend zu beheben gilt.

 Mit ihren voraussichtlichen Zinserhöhungen in diesem Jahr treiben die amerikanischen Notenbanker ihre europäischen Kollegen vor sich her. Bleiben die Probleme in den Lieferketten vorerst bestehen, bekommen wir Corona doch schlechter als erhofft in den Griff, eskaliert der Streit um die Ukraine mit weiter steigenden Energiepreisen, wird die Inflation auch in Europa hoch bleiben. Damit geriete auch die EZB noch stärker unter Druck. Wie lange hält EZB-Chefin Christine Lagarde stand? Sicher kann sie darauf verweisen, dass die Konjunkturerholung in Amerika viel weiter gediehen ist als bei uns, dass Europa nicht einig ist und dass das Konglomerat an Einzelstaaten eine andere Geldpolitik braucht als die Vereinigten Staaten von Amerika. Das wäre aber letztlich das Eingeständnis, dass die EZB nicht mehr unabhängig handelt, wenn sie über weiter niedrige Zinsen die Euro-Zone nur politisch befriedet, anstatt die Inflation nachhaltig im Sinne der Verbraucher zu bekämpfen.

 Die großen Investoren werden ihre Investments in den Dollar-Raum verschieben, wenn dort wegen höherer Zinsen die Anlage rentabler scheint. Sie werden nicht leiden, genauso wenig wie Exporteure, denen ein niedrigerer Euro-Kurs zum Vorteil gereichen könnte. Leidtragende bleiben die Sparer, deren reales Vermögen weiter schwindet. Das muss ein Ende haben.

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