Was Reisende wissen müssen Ägypten – ein Urlaubsland zwischen den Fronten
Düsseldorf · Obwohl Ägypten direkt an der Grenze zu den Kriegsgebieten Israel und dem Gazastreifen liegt, strömen weiter Millionen Touristen ins Land. Eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes besteht schon seit Jahren. Was Reisende wissen müssen.
In Ägypten prallen zwei Welten aufeinander: Einerseits liegt das Land direkt an der Grenze zu Israel und dem Gazastreifen, gilt gemeinsam mit den USA und Katar sogar als Vermittler im Krieg zwischen Israelis und der Hamas. Denn indirekte Verhandlungen der Kriegsparteien brachten bislang keine Verbesserungen und führten weder zu einer dauerhaften Waffenruhe noch zu einer Freilassung aller Geiseln. Aber auch die Vermittler tun sich schwer: Gespräche zwischen einer israelischen Delegation und ägyptischen Unterhändlern am vergangenen Wochenende endeten israelischen Medien zufolge ebenfalls ohne Ergebnisse. Kritiker und Verbündete der USA machen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dafür verantwortlich, weil er immer neue Forderungen erhebe.
Experten vermuten, dass Ägypten sich vor allem deshalb so für einen Waffenstillstand einsetzt, weil die Regierung eine Situation wie 2008 verhindern möchte. Damals stürmten rund 700.000 Palästinenser die Grenze zur Arabischen Republik und kauften in den Geschäften der nahen Stadt Al-Arisch alles, was es dort gab – denn die Versorgungslage im Gazastreifen war katastrophal. Israel hatte eine Totalblockade verhängt. Nur mit großer Anstrengung gelang es der Grenzpolizei, die Menschen in den Gazastreifen zurückzuschicken. Obwohl die Hamas das Ganze sogar geplant hatten, verlegte Ägypten später im Jahr 2008 eine Stromleitung auf die andere Seite der Grenze nach Rafah – und erst vor Kurzem auch eine Wasserleitung.
Doch Ägypten ist nicht nur das Land, das an der Grenze zweier Kriegsparteien liegt. Es ist auch ein beliebtes Urlaubsziel – für viele Nationen, darunter auch Deutschland, sogar das ganze Jahr über. Rund 1,6 Millionen Deutsche reisten 2023 in die Arabische Republik – das waren deutlich mehr als 2022 (1,3 Millionen). Und auch in diesem Sommer belegt sie unter den liebsten Pauschalreise-Zielen der Deutschen Platz vier – nach der Türkei, Spanien und Griechenland. Zu Ostern war die ägyptische Stadt Hurghada am Roten Meer sogar die meistgebuchte Urlaubsregion bei Veranstalterreisen, heißt es vom Deutschen Reiseverband (DRV). Ebenfalls bemerkenswert: Allein die Türkei und Ägypten vereinten im Frühsommer 2024 rund 30 Prozent aller bislang gebuchten Sommerumsätze bei den Veranstalterreisen auf sich – mit einem Plus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das hat das Marktforschungsinstitut Travel Data + Analytics in Nürnberg erhoben.
Auch die Touristikunternehmen Tui und Schauinsland teilen auf Anfrage mit, dass die Nachfrage nach Ägypten-Reisen seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober nicht eingebrochen sei. Für den kommenden Winter lägen die Buchungszahlen bei Schauinsland sogar mehr als 30 Prozent über dem Vorjahr. Tui nennt zwar keine Zahlen, geht aber ebenfalls davon aus, dass sich im Winter noch mehr Urlauber für eine Ägypten-Reise entscheiden werden als im vergangenen Jahr.
Die Touristenstrom ist also trotz des Krieges in den Nachbarländern nicht versiegt. Das Auswärtige Amt hat zwar eine Teilreisewarnung für das ägyptisch-israelische Grenzgebiet (mit Ausnahme der Region Taba), den Norden der umkämpften Halbinsel Sinai und entlegene Gebiete der Sahara ausgesprochen, aber die besteht schon seit einigen Jahren. Die Lage in der gesamten Region werde sehr genau beobachtet, sagte eine Sprecherin auf Anfrage und ergänzte: „Der Krisenstab tagt regelmäßig.“ Das Auswärtige Amt empfehle, vor jeder Reise die Sicherheitshinweise des entsprechenden Landes durchzulesen und auf der App „Sicher Reisen“ vorzumerken. Dort seien die Angaben tagesaktuell hinterlegt.
Insgesamt beurteilt das Auswärtige Amt die Sicherheitslage in Ägypten aber weiterhin als stabil und ruhig. Es weist lediglich darauf hin, Demonstrationen und größere Menschenansammlungen, wie zum Beispiel nach dem Freitagsgebet vor den Moscheen, zu meiden. Und: Touristen sollten wachsam sein und sich über die lokalen Medien oder den Reiseveranstalter informieren.
Gut zu wissen: Liegt für ein Land eine Reisewarnung vor, können Urlauber ihre Reise in der Regel kostenlos stornieren. „Oder der Reiseveranstalter storniert sie von sich aus – die Gäste buchen dann auf einen anderen Zeitraum oder ein anderes Ziel um oder erhalten die bereits gezahlten Gelder zurück“, sagt eine DRV-Sprecherin. Grundsätzlich sei es selbstverständlich möglich, zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu stornieren – doch wann die Stornierung kostenlos möglich sei, regelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des jeweiligen Anbieters, die man sich vorher gut durchlesen sollte. Angst oder Furcht alleine seien allerdings kein Grund. Und: Pauschalreisende hätten den Vorteil, dass der Veranstalter sie im Krisenfall zurück nach Deutschland hole.