Insolvente Handelskette Zwei Kandidaten für Strauss-Übernahme

Langenfeld · Nach monatelangen Verhandlungen ist der Verkaufsprozess für das Handelsunternehmen in der Endphase. Bei der Sanierung sieht sich die Gruppe auf gutem Weg. Die Umsätze lägen deutlich über Plan, heißt es.

Insolvente Handelskette: Zwei Kandidaten für Strauss-Übernahme
Foto: dpa, Martin Gerten

Um die Handelskette Strauss Innovation ist es in den vergangenen Monaten ruhig geworden. Seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens vor rund vier Monaten arbeitet das Unternehmen in Eigenverwaltung mit dem Sachwalter Andreas Ringstmeier an der Sanierung. Eigentlich sollte schon vor der Fußball-Weltmeisterschaft ein neuer Investor präsentiert werden, doch das hat sich in die Länge gezogen. Jetzt ist angeblich Land in Sicht: Nach Informationen unserer Zeitung aus Branchenkreisen sind nur noch zwei potenzielle Käufer im Rennen.

Strauss selbst äußert sich dazu nicht. "Der Investorenprozess ist in der Schlussphase", sagte gestern ein Sprecher des Sanierungsexperten Hans-Peter Döhmen, der die Warenhauskette berät, auf Anfrage. Mehr noch nicht. Schon im Juni hatte es in Handelskreisen geheißen, dass mit einem Investor die Verträge für den Einstieg bereits ausverhandelt seien. In der Woche nach Pfingsten sollten diese Verträge angeblich unterzeichnet werden, dann verzögerte sich alles. Seither sind immerhin zwei Monate vergangen.

Jetzt soll alles relativ schnell gehen. In den nächsten beiden Wochen könne es eine Entscheidung geben, verlautet aus dem Umfeld des Unternehmens. Bei den beiden Anwärtern auf die Übernahme handelt es sich angeblich um einen strategischen Investor aus Deutschland und einen ausländischen Finanzinvestor.

Also doch noch ein kleines Happyend nach dem Insolvenz-Drama? Zur Erinnerung: Strauss hatte Ende Januar einen Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens nach Paragraf 270b der Insolvenzordnung gestellt, den das Amtsgericht Düsseldorf für zwei Monate genehmigte. Für die Dauer des Verfahrens übernahm die Bundesanstalt für Arbeit faktisch die Zahlung der Löhne und Gehälter. Seit Ende März läuft das Insolvenzverfahren - mit der Hoffnung auf eine erfolgreiche Sanierung.

Bei der sieht sich Strauss selbst auf gutem Weg. In den mehr als 70 Filialen, die die Gruppe weiterbetreiben will, hätten die Umsätze bis Ende Juni etwa 7,5 Prozent über Plan gelegen, beim E-Commerce seien die Erwartungen sogar um 18 Prozent übertroffen worden, sagt der Döhmen-Sprecher. Und der Ausverkauf in den 17 Strauss-Niederlassungen, die Ende Juni geschlossen worden seien, habe um vier Prozent über den Planzahlen gelegen. Und was für die Zukunft natürlich auch von großer Bedeutung ist: Der Gläubigerausschuss hat die Bestellungen für das Weihnachtsgeschäft freigegeben. Die Sicherung des Wareneinkaufs ist natürlich integrale Voraussetzung für den Betrieb.

Durch die Schließung der Niederlassungen sollten in der Gruppe etwa 200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Damit will Strauss die tiefste Krise seiner Geschichte hinter sich lassen. Als das Unternehmen gegründet wurde, regierte in Deutschland noch ein Kaiser, in China war der Boxeraufstand niedergeschlagen worden, und die transsibirische Eisenbahn bewältigte zum ersten Mal die Strecke von Moskau nach Wladiwostok. Man schrieb das Jahr 1902, als Heinrich und Maria Strauss begannen, in ihrem Geschäft in der Düsseldorfer Altstadt Kurz- und Wollwaren zu verkaufen, und den Grundstein legten für ein Unternehmen, das zuletzt mit 1400 Mitarbeitern dreistellige Millionenumsätze erzielte und neben Textilien auch Möbel und Nahrungsmittel verkaufte.

Aber Strauss war seit Jahren in der Krise. "Strauss Innovation hat zu viele Rabattaktionen gefahren, die die Gewinnspanne aufgefressen haben", sagte Sanierungsexperte Döhmen im Februar unserer Zeitung. Ein neues Konzept mit mehr Exklusivität soll Strauss zu neuenErfolgen verhelfen.

(RP)
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