Bankenkonsortium soll eingreifen Zukunft von Ölkonzern Jukos weiter in der Schwebe

Houston (rpo). Beim Streit um den russischen Erdölkonzern Jukos ist kein Ende in Sicht. Der Fall zieht nun auch zunehmend internationale Kreise. Nachdem ein US-Gericht eine einstweilige Verfügung gegen die geplante Zwangsversteigerung der Jukos-Tochter Juganskneftegas erlassen hat, will nach einem Bericht der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-Tass nun ein westliches Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank eingreifen.

Das Bankenkonsortium soll die vorgesehene Kreditlinie für den wichtigsten Bieter, Gasprom, einfrieren. Die Deutsche Bank lehnte dazu am Freitag jeden Kommentar ab.

ITAR-Tass meldete unter Berufung auf hohe westliche Finanzkreise weiter, das Konsortium wolle die Kreditlinie einfrieren, bis das von Jukos angerufene amerikanische Konkursgericht in Houston zu einer endgültigen Entscheidung gelange. Die Kreditlinie soll Berichten zufolge bei etwa 7,5 Milliarden Euro liegen. Das Einfrieren sei notwendig geworden, da die westlichen Banken riskierten, sich nach US-Recht strafbar zu machen, falls Gasprom in den nächsten zehn Tagen eine Kreditlinie eingeräumt werde, berichtete ITAR-Tass weiter. Einige in dem Konsortium hofften offenbar zudem, die Situation zu einer Anhebung des Zinssatzes für den geplanten Kredit nutzen zu können.

Lawrow will Streit "nach russischem Recht" beilegen

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte unterdessen, der Streit um Jukos sollte "nach russischem Recht" beigelegt werden. "Jemand will die Spannungen schüren und Zweifel am Investitionsklima in Russland wecken." Es handele sich um einen zum größten Teil politisch und ideologisch motivierten Versuch, "die Massenmedien für bestimmte Ziele zu benutzen", wurde er von der Nachrichtenagentur Interfax weiter zitiert. Für die russische Regierung, die mit der Zwangsversteigerung nach eigenen Angaben die Steuerschulden des Jukos-Konzerns eintreiben will, ist die einstweilige Verfügung aus den USA rechtlich unbedeutend.

Der wichtigste Bieter, der staatlich kontrollierte russische Konzern Gasprom, zeigte sich von der amerikanischen Gerichtsentscheidung unbeeindruckt. Man habe weiterhin vor, an der Auktion teilzunehmen, sagte ein Sprecher der Tochterfirma Gaspromneft der Nachrichtenagentur ITAR-Tass.

In einem verzweifelten Versuch, seine Zerschlagung zu verhindern, hatte der Jukos-Konzern in den USA Insolvenz angemeldet und sich unter das amerikanische Konkursrecht geflüchtet. Das Konkursgericht in Houston gab dem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen die Versteigerung am Donnerstag statt. Mit dem Erlass der einstweiligen Verfügung akzeptierte die amerikanische Richterin Letitia Clark zugleich ihre Zuständigkeit für den Fall. Jukos hat dort nun zehn Arbeitstage Zeit, eine dauerhafte Verfügung gegen die Versteigerung zu erwirken.

Die amerikanische Anwaltskanzlei des Jukos-Konzerns hatte die Hoffnung geäußert, die Entscheidung des Konkursgerichts in Texas werde die Kredite blockieren, die Gasprom zur Finanzierung seines Gebots benötige. Gasprom hatte dazu ein internationales Bankenkonsortium eingeschaltet, zu dem auch die Deutsche Bank gehört. Dieses Konsortium ist nach Angaben der Anwaltskanzlei Fulbright and Jaworski an die Entscheidung des US-Gerichts gebunden.

(ap)
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