Korruptionsaffäre Telekom boykottiert chinesischen Hersteller ZTE

Düsseldorf · Der Streit um den größten chinesischen Telekom-Ausrüster beschäftigt die Weltpolitik. Aber in Deutschland hat auch ZTE als zweitgrößter Anbieter von Netzen aus China große Probleme - die Telekom ist verärgert über eine Korruptionsaffäre.

Während die USA weltweit darauf drängen, dass Huawei als führender Telekom-Ausrüster Chinas keine Aufträge für neue Mobilfunknetze (5G) erhält, ist in Deutschland auch ZTE als zweitgrößter Ausrüster aus China unter Druck. Marktführer Deutsche Telekom kauft im Heimatmarkt sowie in den USA keine Netzwerkteile des Unternehmens, das seine Deutschland-Zentrale in Düsseldorf hat. Ein Grund ist, dass ZTE-Manager vor rund vier Jahren hierzulande einen Telekom-Mitarbeiter bestochen haben sollen.

Die Staatsanwaltschaft Bonn bestätigt den Vorgang, stellte aber die Ermittlungen ein, weil die zwei Verdächtigen sich aus Deutschland ins Ausland abgesetzt hatten. „Wir haben seit dem Vorfall keine Aufträge mehr an ZTE vergeben“, erklärt ein Telekom-Sprecher. Außerdem hält der Konzern Distanz zu dem chinesischen Konzern, weil er in den USA die Genehmigung für eine große Fusion erhalten will – und die US-Regierung hat schon länger ein sehr kritisches Verhältnis zu ZTE, auch weil man das Unternehmen beschuldigt, Sanktionen gegen Iran gebrochen zu haben.

Als zweiten Rückschlag musste ZTE hinnehmen, dass Telefonica Deutschland einen Vertrag zur Wartung des Mobilfunknetzes Ende 2018 kündigte. Vodafone berichtet, nur wenig bei ZTE einzukaufen.

ZTE bestätigt, mit der Telekom hierzulande keine Geschäftskontakte zu haben. Das Unternehmen habe aufgrund einer Vereinbarung mit dem US-Handelsministerium aber eine Reihe an Schritten unternommen, um alle Regeln für ein sauberes Management einzuhalten.

Das Unternehmen betont auch, trotz der Probleme mit Telekom/Telefonica viele Geschäfte in Deutschland zu machen. So hilft ZTE dem Kölner Netzbetreiber Netcologne, das Netz auf Gigabit-Tempo auszubauen und verkauft seine häufig gelobten Smartphones beispielsweise über Media-Markt-Saturn.

Zudem gibt es eine wichtige Hoffnung. ZTE könnte den Zuschlag erhalten, für United Internet (1&1) ein ganz neues 5G-Mobilfunknetz aufbauen zu dürfen, falls United Internet dafür eine Lizenz ersteigert. Auf Nachfrage wollte eine ZTE-Sprecherin dies nicht kommentieren. Falls es klappt, wäre das Netz harte Konkurrenz zum Angebot der  Telekom.

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