Daimler macht Rekordgewinn Zetsche: "Wir können noch mehr"

Düsseldorf (RPO). Der Autobauer Daimler gibt bei der Jagd nach höheren Renditen Gas: Obwohl der Umsatz des Konzerns in den Monaten April bis Juni nur moderat zulegte, verbuchte Daimler dank der voll ausgelasteten Pkw-Produktion einen Spitzenwert beim Gewinn.

 Daimler-Chef Dieter Zetsche blickt optimistisch in die Zukunft.

Daimler-Chef Dieter Zetsche blickt optimistisch in die Zukunft.

Foto: dapd, dapd

Und hat offenbar noch Luft nach oben: "Wir fahren noch nicht im höchsten Gang, wir können noch mehr", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Mittwoch. Die Messlatte für das Jahresende legte der Konzernlenker deshalb noch ein Stück höher: Trotz der Wechselbäder auf den Rohstoffmärkten und der sich abkühlenden Konjunktur in China wird Daimler 2011 voraussichtlich Rekorde bei Umsatz und Gewinn abliefern.

Tempo macht der Stuttgarter Konzern aber auch, weil sich dunkle Wolken am Konjunkturhimmel andeuten: Die Geschäftsrisiken hätten sich durch die Euro-Schuldenkrise und die Preisschwankungen auf den Ölmärkten erhöht, warnte Daimler im Quartalsbericht. Der Aufschwung scheine zu Beginn des zweiten Halbjahres noch intakt, die weiteren Aussichten hätten sich aber erkennbar eingetrübt, schrieb der Vorstand an die Aktionäre.

2011 könnte mit einem Umsatzzuwachs auf "deutlich" mehr als 100 Milliarden und einem "sehr deutlichen" Plus beim operativen Gewinn zu einem der erfolgreichsten Jahre des Konzerns werden. LBBW-Analyst Frank Biller rechnet damit, dass Daimler mit dem Rückenwind des Pkw-Booms in diesem Jahr den operativen Gewinn von 8,7 Milliarden Euro aus dem Rekordjahr 2007 toppt. 2010 hatte Daimler 97,8 Milliarden Euro umgesetzt und operativ 7,3 Milliarden Euro verdient.

Börse zeigt sich unbeeindruckt

Im zweiten Quartal übertraf Daimler mit einem binnen Jahresfrist um 23 Prozent auf den Höchstwert von 2,58 Milliarden Euro gestiegenen Ergebnis vor Steuern und Zinsen alle Erwartungen. Das Konzernergebnis kletterte noch schneller um 30 Prozent auf den Spitzenwert von 1,7 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz in den Monaten April bis Juni bei Gegenwind durch negative Wechselkurseffekte nur um fünf Prozent auf 26,3 Milliarden Euro zulegte. "Wir haben eins der besten Quartale der Firmengeschichte verzeichnet und liegen über Plan", sagte Zetsche.

Die Börse beeindruckten die Stuttgarter mit ihrer Rekordfahrt nicht: Die Aktien gaben im Markttrend nach.

Vor allem die Kernsparte Mercedes-Benz Pkw schnitt im zweiten Quartal überraschend gut ab und lieferte mit knapp 358.000 Pkw so viel Fahrzeuge wie nie aus. Die operative Marge erklomm mit 10,7 Prozent ungeahnte Höhen, da die Kunden mehr Neufahrzeuge bestellen, als Daimler in seinen Werken produzieren kann. Wegen der begrenzten Kapazitäten fiel der nur um vier Prozent auf 14,6 Milliarden Euro gestiegene Pkw-Umsatz schwächer aus als von Börsenexperten erwartet. Auch die chinesische Regierung zog mit einer strafferen Geldpolitik die Zügel an, daher kletterte der China-Umsatz von Daimler im jüngsten Quartal nur noch um fünf Prozent. Im ersten Vierteljahr waren es 81 Prozent gewesen. "China ist unverändert die Wachstumslokomotive", zerstreute Zetsche Bedenken.

Volvo bleibt ein fernes Ziel

An die guten Vorgaben des schärfsten Konkurrenten Volvo konnte Daimler als weltgrößter Nutzfahrzeughersteller indes nicht anknüpfen. Die Stuttgarter mussten sich bei anziehender Lkw-Nachfrage mit einem Anstieg der operativen Rendite auf 7,1 von 5,1 Prozent begnügen. Hingegen glänzte Volvo trotz starker schwedischer Krone und Einbußen im Zuge des Erdbebens in Japan im zurückliegenden Quartal mit einer operativen Marge von 9,6 Prozent - obwohl die Schweden weniger Lkw als Daimler verkaufen. "Wir werden die Lücke zu Volvo mit unserem neuen Schwer-Lkw und der neuen Motorenfamilie schließen", versprach Daimler-Truck Andreas Renschler und verwies auf einen hohen Auftragsbestand.

Bei den Analysten heimste Daimler Lob für seinen Quartalsabschluss ein. Die operative Konzernrendite von 9,8 Prozent sei für einen Fahrzeughersteller beeindruckend, urteilte die WestLB. Die Truck-Sparte habe nach der Erdbeben-Katastrophe in Japan ein dickes Orderbuch abzuarbeiten, was für Zuversicht für die kommenden Monate sorge, befand die Bank of America. Daimler setze sich zudem als Premiummarke von Massenherstellern wie Peugeot ab, sagte LBBW-Analyst Biller. Denn die Franzosen verunsicherten die Börse am Mittwoch mit zu erwartenden Gewinneinbußen im laufenden Jahr, da Komponenten aus Japan fehlen und die Rohstoffkosten steigen.

(RTR/jre)
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