Protest gegen neues Angebot von Tchibo Zahntechniker verschenkt Kaffee an Kunden

Düsseldorf · Der Kaffeeröster vertreibt in seinen Verkaufsstellen eine Karte, mit der Patienten günstig an Zahnersatz kommen. Ein Konkurrent unterbindet die Werbung des Unternehmens, Zahntechniker klären in Krefeld über Risiken auf.

 Der Zahntechniker Markus Graatz in seinem Dentallabor in Krefeld. Am Samstag verschenkt er Kaffee an Kunden, die für mindestens 150 Euro Zahnersatz ordern. "Damit führen wir die Tchibo-Aktion ad absurdum", sagt er.

Der Zahntechniker Markus Graatz in seinem Dentallabor in Krefeld. Am Samstag verschenkt er Kaffee an Kunden, die für mindestens 150 Euro Zahnersatz ordern. "Damit führen wir die Tchibo-Aktion ad absurdum", sagt er.

Foto: Thomas Lammertz

Markus Graatz steht morgen in der Krefelder Fußgängerzone und verteilt, wenn es gut läuft, mehrere Packungen Kaffee. Ein ganzes Pfund schenkt der Zahntechniker-Meister jedem, der sich von ihm von einem Zahnersatz aus Deutschland überzeugen lässt und für mindestens 150 Euro Zahnersatz bei einem seiner Krefelder Kollegen bestellt. Das Angebot verwundert, doch genau das wollen Graatz und die Innungs-Mitglieder erreichen. "Damit führen wir die Tchibo-Aktion ad absurdum", meint er.

Das Angebot hat jedoch mehrere Haken. Zunächst gilt die Karte, die man noch bis zum 26. August kaufen kann, lediglich für zwei Jahre, anschließend verfällt sie. Wer also in dieser Zeit keinen Termin in Anspruch nimmt, der bekommt für die 24 Euro nichts zurück. Zum anderen gelten die Vergünstigungen ausschließlich für das Zahnlabor Novadent. Da dieses die Ersatzteile in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, herstellen lässt, genießt es in der Branche keinen sonderlich guten, aber auch keinen besonders schlechten Ruf. Gerade einmal 1000 der etwa 54.000 niedergelassenen Zahnärzte in Deutschland arbeiten mit dem Labor zusammen. Am gesamten Niederrhein sind es sechs: zwei in Moers sowie jeweils einer in Düsseldorf, Grevenbroich, Mönchengladbach und Sonsbeck.

91 Prozent sind mit Zahnarzt zufrieden

Für die meisten Patienten ist es ein weiter Weg zu diesen Medizinern, zumal laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Zahnärzte rund 91 Prozent mit ihrem Zahnarzt "zufrieden" oder "sehr zufrieden" sind und gar nicht daran denken, ihm untreu zu werden. Zudem bevorzugen mehr als 86 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes das optimale Material, anstatt aus Kostengründen das günstigere zu wählen.

Die meisten Zahnärzte entscheiden sich gegen eine Zusammenarbeit mit Novadent, da sie für den Zahnersatz haften. Darum vertrauen sie lieber einem Labor und seinen Mitarbeitern in der Nähe als einem 14 000 Kilometer weit entfernten. "Der Zahnarzt wird in der Regel ein Labor vorziehen, das eine nachweislich gute Qualität liefert, schnell erreichbar für Nachbesserungen oder Anpassungen ist und einen schnellen Service bietet", sagt der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Dietmar Oesterreich. "Bei einer Distanz wie zwischen Manila und Deutschland ist das gewagt, unabhängig von den unbekannten Qualitätskriterien."

Tchibo-Werbung irreführend

Zudem ist die Werbung, mit der Tchibo lockt, irreführend, entschied das Landgericht Düsseldorf. Der Mülheimer Mitbewerber Audentic AG, der in China produzieren lässt, hatte die Abmahnung auf den Weg gebracht, da er sich benachteiligt sah. "Man muss sich für einen fairen Wettbewerb an die Spielregeln halten", sagt Vorstand Horst-Ludwig Riemer. Das habe Tchibo nicht getan, als der Konzern damit warb, seine Waren zum Teil 50 Prozent günstiger anzubieten, aber nicht verriet, mit wem er die Preise verglichen hat. So kostet eine vollverblendete Metallkeramikkrone bei Novadent regulär 167 Euro, mit der "ZahnersatzCard" 120 Euro (plus 24 Euro für die Karte), bei Audentic hingegen nur 109,44 Euro.

Bei Tchibo gibt man sich ob der Kritik gelassen. Gegen die Abmahnung habe man Widerspruch eingelegt und erwarte ein Ergebnis. Wie viele Kunden das Angebot wahrgenommen hätten, darüber könne und werde man keine Auskunft geben. Vielmehr habe man besonders eines richtig gemacht, nämlich das Thema Zahnersatz in das Bewusstsein zurückzuholen. "An den Reaktionen merken wir, dass es ein wichtiges und sensibles Thema ist", sagte ein Unternehmens-Sprecher.

(RP)
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