Geplante Partnerschaft Yahoo kapituliert vor Google

San Francisco/New York (RPO). Gerade sind die Übernahmegespräche mit Microsoft gescheitert, da gibt das schwächelnde Internet-Portal Yahoo eine Partnerschaft mit dem Erzrivalen Google bekannt. Während Yahoo eine Belebung des Wettbewerbs ankündigt, wollen die amerikanischen Aufsichtsbehörden die Zusammenarbeit prüfen. Nachdem der Konzern immer weiter den Anschluss an den Konkurrenten Google verloren hatte, ist das Kooperationsabkommen auch gleichzeitig eine Niederlage. Jetzt geht es ums Überleben.

 Ein chinesischer Internetunternehmer hat Interesse am Kauf von Yahoo bekundet.

Ein chinesischer Internetunternehmer hat Interesse am Kauf von Yahoo bekundet.

Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

Schon zwei Stunden nach den gescheiterten Übernahmegesprächen gaben die beiden führenden Online-Suchmaschinen Yahoo und Google bekannt, eine vier- bis zehnjährige Partnerschaft eingehen zu wollen. Yahoo erhofft sich Mehreinnahmen in Höhe von jährlich 800 Millionen Dollar durch Übernahme von Google-Werbebanner. Google-Chef Eric Schmidt erklärte, die Unternehmensallianz werde die Dynamik und den Wettbewerb auf dem Online-Werbemarkt bewahren.

Kampf gegen die Übernahme

Außerdem erhofft sich Yahoo durch die Partnerschaft, eventuelle weitere Übernahmepläne zu entziehen. US-Milliardär und Yahoo-Großaktionär Carl Icahn versucht schon länger, die Kontrolle im Unternehmen an sich zu ziehen. Erst vor einigen Wochen hatte er sich dafür ausgesprochen, Yahoo freiwillig an Microsoft zu verkaufen. Yahoo hofft nun, mit der Kooperation weitere Vorstöße von Icahn auf die Ernennung von eigenen Kandidaten für den Yahoo-Verwaltungsrat und zum Verkauf des Unternehmens an Microsoft zu verhindern.

Eines ist die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit dem Erzfeind auf jeden Fall auch: das Eingeständnis einer Niederlage. Trotz einiger Mühen hat Yahoo es nicht geschafft, sich im Geschäft mit dem Internetwerbung gegen Google zu behaupten. Und wen man nicht besiegen kann, mit dem verbündet man sich. Lukrative Nebeneinkünfte locken.

Die Partnerschaft soll zunächst auf vier Jahre angelegt werden und sieht eine Verlängerungsoption auf bis zu zehn Jahre vor, sie ist auf die USA und Kanada begrenzt. Yahoo darf parallel ähnliche Partnerschaften mit anderen Anbietern eingehen. Sollte Yahoo in den kommenden zwei Jahren verkauft werden, erhält Google 250 Millionen Dollar. Google-Chef Eric Schmidt erklärte, die Unternehmensallianz werde die Dynamik und den Wettbewerb auf dem Online-Werbemarkt bewahren.

Kartellrechtliche Bedenken

Zunächst muss die Partnerschaft jedoch kartellrechtlich geprüft werden, daher wollen Yahoo und Google dreieinhalb Monate mit dem offiziellen Start ihrer Zusammenarbeit warten. Kartellrechtliche Bedenken bestehen, da Yahoo und Google mit mehr als 50 Prozent Marktanteil die Großverdiener auf dem weltweiten Online-Werbemarkt sind.

Der Markt hatte 2007 ein Volumen von rund 40 Milliarden Dollar und dürfte nach Schätzungen bis 2010 auf 75 Milliarden anwachsen. Bereits heute laufen über beide Suchmaschinen 75 Prozent der Online-Recherchen. Google beherrscht den Online-Werbemarkt, gefolgt von Yahoo und Microsoft.

Am Donnerstag hatte Yahoo die Übernahmegespräche mit dem Softwareriesen Microsoft für beendet erklärt und angekündigt, unabhängig seine eigene Firmenstrategie fortzusetzen. Nach Angaben von Yahoo hatten die Microsoft-Unterhändler bei einem Treffen am Sonntag klar gemacht, dass sie nicht länger am Kauf des Gesamtunternehmens interessiert seien. Microsofts Wunsch, die Yahoo-Suchmaschine separat zu kaufen, sei abgelehnt worden.

Microsoft hatte im Februar rund 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) für Yahoo geboten. Yahoo lehnte das als zu niedrig ab. Daraufhin zog Microsoft sein Angebot zurück, strebte dann aber zunächst eine "andere Form der Zusammenarbeit" an. Dies ist nun gescheitert.

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