Protest bei Parteitag Wowereit wütend über Umzug der Bahn-Zentrale

Berlin (rpo). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat Bahn-Chef Hartmut Mehdorn wegen Plänen zur Verlagerung der Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg scharf angegriffen. Er sei "sehr zornig", sagte Wowereit.

Wenn Mehdorn bereits die Koffer gepackt habe, "dann sollten wir ihn nicht hindern", sagte Wowereit am Samstag auf einem SPD-Landesparteitag. Die Beschäftigten müssten jedoch in Berlin bleiben. Es handele sich um eine einsame Entscheidung Mehdorns, in die nicht einmal der Bund als Gesellschafter eingebunden worden sei.

Dies könne sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht gefallen lassen, betonte der Regierungschef. Er habe bereits am Freitag mit Merkel telefoniert und sie um Unterstützung gebeten, die Bahn-Zentrale in Berlin zu halten. Die Kanzlerin habe zugesagt, dass sie sich am Dienstag im Bundeskabinett von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) über den Vorgang berichten lassen werde. Auch Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) und SPD-Bundeschef Matthias Platzeck seien informiert.

Gegen eine Verlagerung einzelner Arbeitsplätze wäre nichts einzuwenden, sagte Wowereit. Er gehe aber davon aus, dass Mehdorn nicht nur einzelne Bereiche, sondern die Zentrale mit fast 1000 Arbeitsplätzen in Hamburg ansiedeln wolle. Eine Verlagerung des Konzernsitzes, der erst vor wenigen Jahren nach Berlin gekommen sei, sei jedoch "ökonomischer Unsinn".

Als größter Arbeitgeber der Stadt mit rund 20 000 Mitarbeitern habe die Bahn das Recht, vom Senat gut behandelt zu werden, sagte Wowereit unter Hinweis auf mehrere Konflikte mit dem Unternehmen. Einer der Streitpunkte war die geplante Abkopplung des Bahnhofs Zoologischer Garten vom Fernverkehr. Berlin habe viel für gute Beziehungen zur Bahn getan, sagte Wowereit, er persönlich sogar mit Mehdorn Golf gespielt. Berlin sei auch weiter bereit, "Zeichen zu setzen". Eine "bedingungslose Unterordnung" werde es aber nicht geben.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort