Korruption bei Ferrostaal Wohl Bewährungsstrafen für Ex-Manager

Zwei frühere Top-Manager des Industriedienstleisters Ferrostaal haben die Bestechung ausländischer Amtsträger zugegeben und werden dafür wohl eine Bewährungsstrafe erhalten.

Die Rechtsanwälte des Ex-Vorstands Johann-Friedrich Haun und seines damaligen Prokuristen räumten am Donnerstag vor dem Landgericht München die Vorwürfe grundsätzlich ein. Im Gegenzug stellte die Kammer eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren in Aussicht. Zusätzlich droht beiden eine Geldbuße. Auch das mitangeklagte Traditionsunternehmen aus Essen akzeptiert in diesem Fall eine Strafe von knapp 140 Millionen Euro, die in den nächsten Jahren in Raten überwiesen werden kann.

Trotz der Geständnisse will das Gericht noch in die Beweisaufnahme einsteigen und auch Zeugen hören. Damit sollten die Aussagen der Angeklagten abgesichert werden, sagte Richter Joachim Eckert. Lange dürfte das aber nicht dauern. Denn in dem Prozess sind nur vier Verhandlungstage bis nächsten Mittwoch angesetzt. Ein Urteil könnte nach Einschätzung der Kammer frühestens Dienstag fallen.

Die Ex-Ferrostaal-Manager haben laut Anklage im Jahr 2000 in Griechenland und drei Jahre später in Portugal Amtsträger mit rund 62 Millionen Euro geschmiert, um an lukrative U-Boot-Aufträge zu kommen. 2009 flog die Korruptionsaffäre auf und löste einen Dauerstreit im Eigentümerkreis, konkret zwischen dem Lkw- und Maschinenbauer MAN und dem arabischen Investor IPIC, aus.

MAN hatte vor fast drei Jahren 70 Prozent seiner einstigen Tochter Ferrostaal an den arabischen Staatsfonds verkauft. Kurz danach kam die Korruptionsaffäre bei dem Industriedienstleister auf. Seither weigerte sich IPIC, wie geplant die restlichen 30 Prozent an Ferrostaal auch noch zu übernehmen. Das defizitäre Unternehmen soll nun an das Hamburger Handelshaus MPC gehen, das mit radikalen Kosteneinsparungen die Wende schaffen will.

Ferrostaal akzeptiert Millionenstrafe

Ferrostaal-Anwalt Klaus Volk erklärte, der jetzige Vorstand distanziere sich von den früheren Praktiken und akzeptiere daher die Geldstrafe. In einem anderen Fall kommen noch zehn Millionen Euro hinzu, so dass die Gesamtbelastung sich auf 149 Millionen summieren wird. Richter Eckert erklärte, schon seit Juni hätten alle Beteiligten an einer Verständigung gearbeitet. Bei Ex-Vorstand Haun laufe es neben der Bewährungsstrafe auf 360 Tagessätze zu jeweils 100 Euro hinaus. Bei dem Prokuristen gehe es um 180 Tagessätze zu je 100 Euro. Die Höchststrafe für die Angeklagten wäre zehn Jahre Haft gewesen. Laut Staatsanwaltschaft wurde aber vor allem das Alter - beide Angeklagten sind 73 Jahre alt - strafmildernd berücksichtigt.

Im Ferrostaal-Komplex wird gegenwärtig gegen rund 50 Beschuldigte ermittelt. Weitere Anklagen gelten daher als wahrscheinlich.

(REU)
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