Aktuelle Umfrage unter deutschen Führungskräften Wirtschaft: Ja zu Mindestlohn, Nein zur SPD

Düsseldorf · Eigentlich hatte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seiner finanzpolitischen Erfahrung im Wahlkampf punkten wollen. Doch so richtig gezündet hat das noch nicht. Auch nicht in der deutschen Wirtschaft, wie eine aktuelle Umfrage ergab. Dabei stehen die Führungskräfte den programmatischen Ideen der Opposition durchaus aufgeschlossen gegenüber – wie etwa dem Mindestlohn.

Eigentlich hatte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seiner finanzpolitischen Erfahrung im Wahlkampf punkten wollen. Doch so richtig gezündet hat das noch nicht. Auch nicht in der deutschen Wirtschaft, wie eine aktuelle Umfrage ergab. Dabei stehen die Führungskräfte den programmatischen Ideen der Opposition durchaus aufgeschlossen gegenüber — wie etwa dem Mindestlohn.

Dass die deutsche Wirtschaft der Sozialdemokratie oder auch den Grünen besonders nahe steht, kann man wohl eher nicht sagen. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des "Handelsblatt" unter 700 Führungskräften hat allerdings ergeben, dass die Wirtschaft durchaus ähnliche Ansichten teilt wie die Opposition — zumindest, was die Wahlkampfprogrammatik angeht.

So ergab die Befragung etwa, dass die Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn, den sich sowohl die SPD als auch die Grünen auf die Fahne geschrieben haben, auch große Zustimmung in der deutschen Wirtschaft findet. 57 Prozent der Befragten sprechen sich für die Einführung der Lohnuntergrenze aus — und das teils sogar in einem höheren Rahmen als die politische Opposition.

86 Prozent sehen Agenda 2010 positiv

Während die Parteien einen Mindestlohn von 8,50 Euro einführen wollen, halten die Befürworter in der Wirtschaft sogar eine Untergrenze von 8,88 Euro für angemessen. "Die Unternehmer haben ja durchaus eine soziale Ader", kommentiert Forsa-Chef Manfred Güllner das Ergebnis im "Handelsblatt". "Darum sind sie auch für den Mindestlohn, zumal sie sich selbst kaum davon betroffen sehen."

Denn gerade einmal sieben Prozent sehen laut der Befragung die Gefahr, dass ihr Unternehmen durch einen Mindestlohn Arbeitsplätze abbauen müsste. Allerdings mit regionalen Unterschieden: Die Unternehmer im Süden erwarten einen solchen Stellenabbau weniger als etwa ihre Kollegen im Norden oder Osten Deutschlands.

Die Führungskräfte sehen demnach auch, dass es in Deutschland ein zunehmendes soziales Gefälle gibt und die Aufstiegschancen für junge Menschen aus sozial schwierigen Verhältnissen schlechter geworden seien. Entsprechend hofft die Mehrheit auf eine Fortsetzung der sozialpolitischen Reformen — auch ganz im Sinne der SPD, zumindest aus der Zeit unter Altkanzler Gerhard Schröder.

Denn die auch in der SPD durchaus umstrittene Agenda 2010 des Altkanzlers kommt bei den Unternehmen durchaus positiv an. 86 Prozent der befragten Führungskräfte sehen vor allem positive Auswirkungen durch die Agenda, und so plädiert eine satte Mehrheit von 81 Prozent auch für eine "Agenda 2020".

Steinbrück als "Finanztechnokrat" gesehen

Angesichts solcher Schnittmengen könnte man fast glauben, dass insbesondere die SPD bei den Unternehmern punkten könnte. Doch davon ist die Partei weit entfernt. Denn nach der Forsa-Umfrage gestehen gerade einmal zwei Prozent der Befragten den Sozialdemokraten eine "besondere ökonomische Kompetenz" zu.

Damit steht die Partei sogar schlechter da als die Grünen, die auf immerhin vier Prozent (Union 53 Prozent, FDP 18 Prozent) kommen. Und in den Großunternehmen, so das Ergebnis der Befragung, gebe es auch keinen einzigen Manager mehr, der hierbei für die SPD sprechen würde. "In den Augen der Wirtschaft ist Steinbrück kein Ökonom, sondern ein Finanztechnokrat", bemerkt Forsa-Chef Güllner dazu. Und als Manager der Euro-Krise werde er nicht gebraucht, weil die Kanzlerin diesen Posten bereits sehr gut besetze.

Forsa will auch den Grund dafür herausgefunden haben, warum die SPD, aber auch die Grünen bei den Unternehmen so schlecht abschneiden. Und der liegt in ihren Steuerplänen. 73 Prozent der befragten Unternehmer sprechen sich dafür aus, die Steuern nach der Wahl unverändert zu lassen. Verwundern tut dies nicht, ist doch bei den Oppositionsparteien auch eine Reichensteuer im Gespräch.

(das)
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