Kurssturz bei Dax-Konzen Wirecard - der Jackpot für Leerverkäufer

Frankfurt/Main · Das Wetten auf fallende Kurse beim Dax-Konzern Wirecard hat sich für Spekulanten kräftig ausgezahlt. Der Verdacht auf Bilanzfälschung bei dem Zahlungsdienstleister löste bei den Aktien einen Absturz binnen weniger Minuten um bis zu 66,5 Prozent auf 35 Euro aus.

Eine EC-Karte mit Wirecard-Logo (Symbolbild).

Eine EC-Karte mit Wirecard-Logo (Symbolbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

"Ich habe gerade ein Vermögen gemacht", sagte ein Händler. In nicht einmal einer halben Stunde habe er 750.000 Euro verdient.

Seit Jahren sieht sich das Unternehmen Vorwürfen der falschen Bilanzierung gegenüber, weswegen immer mehr Investoren auf fallende Kurse wetteten. Zeitweise hatte die Finanzaufsicht Bafin im vergangenen Jahr sogar ein Verbot auf sogenannte Leerverkäufe ausgesprochen, was aber wieder aufgehoben wurde.

Bei diesen Geschäften wetten Anleger auf einen Kursverfall einer Aktie. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust. Bei Wirecard war nach Angaben des Händlers diese Leihe zuletzt wegen der riesigen Nachfrage schwer möglich und sehr teuer gewesen. Leerverkäufer zahlten am 16. Juni einen Aufschlag von 17,5 Prozen, um Wirecard-Aktien zu leihen, einen der höchsten in Europa, wie Daten des Branchendienstes FIS Astec Analytics zeigen. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 16 Prozent der verfügbaren Wirecard-Aktien ausgeliehen. "Die Short-Positionen wurden aufgebaut, bis zu dem Punkt, an dem vorige Woche die Leihe unmöglich wurde", sagte Händler Mark Taylor vom Broker Mirabaud.

Den Kursrutsch am Donnerstag löste die Mitteilung von Wirecard aus, wonach die Wirtschaftsprüfer von EY Hinweise auf falsche Angaben zu Täuschungszwecken gefunden haben. Konkret fehlten Nachweise über Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Für den einstigen Börsenliebling Wirecard ist das Ganze rund zwei Jahre nach dem Aufstieg in die erste Börsenliga eine dramatische Wende. Sollte die Aktie in den kommenden drei Monaten noch weiter fallen, droht nach Worten von Index-Experte Uwe Streich von der LBBW bereits im September der Abstieg aus dem Dax.

(felt/Reuters)
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