Triebwerksschäden Wieso Onur Air in Deutschland nicht mehr fliegen darf

Hamburg (rpo). An den Maschinen der mit Flugverboten in mehreren Ländern belegten türkischen Airline Onur Air sind einem Zeitungsbericht zufolge schwere Mängel festgestellt worden. Der Chef der Fluggesellschaft will davon nichts wissen und bestreitet auch, dass einige Maschinen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, was laut Zeitungsbericht allerdings belegt ist. Unterdessen leitet Onur Air einige Flüge nach Belgien um.

Wiederholt seien in den letzten Monaten defekte Triebwerke und abgefahrene Reifen an Maschinen von Onur Air festgestellt worden. Außerdem hätten mitzuführende Versicherungspolicen gefehlt, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf niederländische Luftfahrtkreise. Einige Piloten hätten nicht einmal eine Fluglizenz dabei gehabt.

Onur Air-Chef Cankut Bagana habe in seinen bisherigen Stellungnahmen zum Entzug der Flugrechte nicht die Wahrheit gesagt, berichtete das Blatt. So sei die Fluggesellschaft, anders als behauptet, in den letzten 14 Jahren nicht unfallfrei geflogen. Am 17. Juni 2003 schoß demnach eine Maschine beim Start in Groningen (Niederlande) über die Startbahn hinaus, alle 141 Passagiere mussten über Notrutschen evakuiert werden.

Onur Air habe außerdem nicht, wie von der Fluggesellschaft behauptet, ausschließlich eigene Maschinen im Einsatz, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Luftfahrtexperten. Die Airline chartere regelmäßig hinzu, oftmals in Asien. So seien am Wochenende vor Pfingsten nicht nur drei Maschinen der portugiesischen Airlines EuroAtlantik und LuzAir im Einsatz gewesen, sondern auch ein Flugzeug der Skygate International aus Jordanien. Zur Onur-Flotte gehöre außerdem ein Airbus, der bis November 2002 für die kirgisische Fluggesellschaft "Kyrgyz International" im Einsatz war.

Onur Air leitet Teil seiner Flüge nach Belgien um

Onur Air hat einen Teil ihrer Flüge auf den südbelgischen Flughafen Charleroi umgeleitet. Wie ein Sprecher des Flughafens am Sonntag sagte, hatte Onur Air die Flughafenverwaltung schon am Freitagabend kontaktiert, um Flüge über Charleroi abzuwickeln.

Nach Überprüfung aller Dokumente und notwendiger Genehmigungen habe der Flughafen "grünes Licht gegeben", sagte Pierre Fernémont dem belgischen Radiosender RTBF. Bislang habe Onur Air rund ein Dutzend Flüge von und nach Charleroi betrieben, die gegenwärtige Situation sei "eine Chance" für den Provinzflughafen.

(afp)
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