Nach gescheiterter VW-Übernahmeschlacht Wiedeking und Härter werden angeklagt

München · Jetzt ist es offiziell: Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch bei VW werden die Ex-Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter wegen Aktienkursmanipulation angeklagt.

Die Chronologie der VW-Übernahmeschlacht
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Foto: dapd, Lennart Preiss

Nach mehr als dreijährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart nun Anklage erhoben. Der ehemalige Vorstandschef und der frühere Finanzchef hätten im Jahr 2008 in öffentlichen Erklärungen des Unternehmens unrichtige Angaben über den Kauf von VW-Anteilen gemacht und ein Beherrschungsinteresse entgegen den tatsächlichen Absichten dementiert, begründete die Strafverfolgungsbehörde am Mittwoch ihre Anklage.

Die Verteidiger der Angeschuldigten wiesen den Vorwurf als unbegründet zurück. Die Anklage werde keinen Erfolg haben, teilten deren Rechtsanwälte mit. Über die Zulassung der Anklage muss nun das Landgericht Stuttgart entscheiden, der Prozess könnte dann im nächsten Jahr starten.

Verdacht der Untreue fallengelassen

Die beiden Manager hatten vor sieben Jahren mit Rückendeckung des Porsche-Aufsichtsrates sowie des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piech Pläne zur Übernahme des Wolfsburger VW-Konzerns geschmiedet, die letztlich aber Mitte 2009 kurz vor Abschluss scheiterten.

Bei einer anschließenden Razzia fanden die Strafverfolger Hinweise dafür, dass Porsche gegenüber Investoren falsche Angaben zu seinen Absichten gemacht habe und damit den Aktienkurs von VW beeinflusst habe.

Von dem anfänglich ebenfalls gehegten Verdacht der Untreue rückten die Strafverfolger in ihrer Anklage ab, was Wiedekings und Härters Verteidiger als "Freispruch im Ermittlungsverfahren" feierten. Das geht aus einer am Mittwoch verschickten gemeinsamen Stellungnahme der Verteidiger von Wiedeking und Härter hervor. Grund ist der gescheiterte Übernahmeversuch bei VW.

Investoren fühlten sich falsch informiert

Die Übernahmeschlacht zwischen den Schwaben Porsche und Volkswagen 2008/2009 hat ein langes juristisches Nachspiel. Rückblickend fühlen sich Investoren falsch informiert und um ihr Geld gebracht. Der frühere Porsche-Finanzchef Holger Härter muss sich derzeit wegen Kreditbetrugs vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Sowohl Härter als auch Wiedeking hatten die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Aus Sicht vieler bei Porsche gilt Wiedeking nach wie vor als begnadeter Sanierer und talentierter Manager. Nach dem spektakulär gescheiterten Übernahmeversuch, der Milliarden Euro an Schulden für Porsche zur Folge hatte, mussten Wiedeking und Härter gehen. VW drehte den Spieß um und wurde für Porsche zum Retter in der Not.

(dpa/apd/rtr/das/rm)
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