Schutzschirmverfahren Wie sich Peek & Cloppenburg selbst sanieren will

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Modehändler stellt einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren. Die Krise sitzt tief - nicht nur wegen der Folgen von Corona und Ukraine-Krieg, sondern auch wegen der Konsumunlust der Verbraucher.

Wie sich Peek & Cloppenburg selbst sanieren will​
Foto: dpa/Oliver Berg

Es ist gerade mal neun Monate her, da verkündete der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg (P&C) ehrgeizige Expansionspläne. In Europa standen nach Angaben des Unternehmens seinerzeit sieben Verkaufshäuser auf der Wachtumsliste. Ein Dreivierteljahr später ist Ernüchterung eingekehrt: Die Peek & Cloppenburg KG sucht Rettung in einem Schutzschirmverfahren und hat am Freitag entsprechend einen Antrag beim Amtsgericht Düsseldorf  gestellt – ebenso wie die konzerneigene Einkaufsgesellschaft Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG. Dagegen sind sowohl das internationale Geschäft als auch die Tochter  Anson’s  nicht betroffen.

Ein Schutzschirmverfahren ist eine besondere Verfahrensart des deutschen Insolvenzrechts. E funktioniert in Eigenverwaltung. Das heißt: Die Geschäftsführung eines Unternehmens bleibt im Amt, dazu kommt im Fall P&C der Restrukturierungsexperte Dirk Andres, der mit dem Management unter Aufsicht des vorläufigen Sachwalters Horst Piepenburg ein Fortführungskonzept entwickeln soll. Alle 67 Filialen in Deutschland (unter anderem in Düssldorf, Neuss, Mönchengladbach, Leverkusen, Hilden, Oberhausen, Köln, Bocholt und Wuppertal) und der Online-Shop sollen geöffnet bleiben.

Nach den Zahlen, die für die Jahre 2020 und 2021 kommuniziert worden waren, kommt der Niedergang kaum noch überraschend. Für 2020 hatte das Unternehmen stark gesunkene Umsätze und einen Verlust von 50 Millionen Euro gemeldet und erklärt, dass man für 2021 mit ähnlichen Rückgängen rechne. Geschäftsführer Stefan Schüller spricht heute von einem dreistelligen Millionenverlust für diesen Zeitraum.

Das Problem des Händlers: Der stationäre Modehandel litt und  leidet unter den enormen Frequenzrückgängen in den Fußgängerzonen, ausgelöst zunächst durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie. „Der Modehandel steckt in der Krise. Das Luxussegment und der Discountbereich funktionieren noch, aber in der Mitte bricht das Geschäft weg“, hat P&C-Manager Thomas Freude der „Wirtschaftswoche“ gesagt.

Trotzdem sollen alle Häuser erhalten bleiben; Maßnahmen zur erforderlichen Anpassung der Profitabilität und Rahmenbedingungen einzelner Standorte würden jedoch geprüft, heißt es. „Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores. Der Online-Bereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells, hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor“, kündigte Freude in einer Mitteilung des Unternehmens an. Genau das war in der Pandemie angekurbelt worden. Doch in Zeiten, in denen die Folgen des Ukraine-Krieges und die Sorgen über eigene finanzielle Belastungen den Menschen das Einkaufen vergällen, funktioniert auch das Internet-Geschäft nicht mehr wie früher. Dazu kommen hohe Energiekosten auch für die Unternehmen, Probleme in den Lieferketten, steigende Zinsen und höhere Personalkosten.

Ungeachtet der Planungen, die Niederlassungen zu erhalten, wird die Belegschaft schrumpfen. Bereits jetzt sei klar, „dass ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen notwendig sein wird“, teilte P&C mit.  .Man werde sich in der Zentrale all jene Hierarchieebenen und Bereiche genau anschauen, „in denen die Kosten in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen sind“. 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien „eine Größe, die nicht zum Geschäftsvolumen passt“. In den 67 Verkaufshäusern werde es im Zuge des Schutzschirmverfahrens „nach derzeitigem Stand keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, so das Unternehmen.

Auch die FDP treibt der Fall schon um. „Die tiefe Krise des deutschen Einzelhandels manifestiert sich nach der Insolvenz von Galeria nun auch durch die wirtschaftliche Schieflage von Peek & Cloppenburg. Dies ist nicht nur ein Problem für Unternehmen und Mitarbeiter, sondern auch verheerend für die Entwicklung unserer Innenstädte“, erklärte Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der Freien Demokraten. Wer das Einkaufen in der Stadt durch Zufahrtsbeschränkungen, hohe Parkgebühren und restriktive Öffnungszeiten erschwere, dürfe sich nicht wundern. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, brauche der Einzelhandel bessere Rahmenbedingungen.

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