Haushalte in Ost und West Wie groß ist das Gefälle wirklich?

Berlin (RPO). Im Westen ist der Lebensstandart höher als im Osten. Laut zweier Studien, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurden, ist das Vergangenheit. Eine Dritte hingegen kam zu dem Ergebnis, dass die ostdeutschen Länder nur langsam aufholten.

So viel Geld haben Deutschen
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Die Wissenschaftler Klaus Schroeder (FU Berlin) und Joachim Ragnitz (ifo Dresden) ermittelten im Auftrag der Initiative Soziale Marktwirtschaft und der "Superillu", dass die Angleichung des Wohlstands in Ost und West "inzwischen sehr weit fortgeschritten" sei. Als Beispiel werden die Ausstattung mit langlebigen Konsumgütern und der Autobesitz genannt, der mit 57 Prozent sogar über Westniveau liege (51 Prozent). Schroeder sagte, die realen Nettolöhne ostdeutscher Angestellter und Arbeiter seien zwischen 1991 und 2007/2008 um rund 50 bis 80 Prozent gestiegen. Er sprach von einer "beispiellosen Wohlstandsexplosion."

Dagegen geht aus einer ebenfalls in Berlin veröffentlichten Studie des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken hervor, dass die ostdeutschen Bundesländer noch spürbar hinterherhinken. Zwar habe das Vermögen der ostdeutschen Haushalte in den vergangenen 15 Jahren deutlich stärker zugenommen als im Westen. Trotzdem lägen die fünf neuen Länder noch immer am Ende der Rangfolge, wie der Verband erklärte. So verfüge ein durchschnittlicher Haushalt in Bayern heute über 61.600 Euro, während es im ärmsten Bundesland Sachsen-Anhalt lediglich 26.600 Euro seien.

Ost-Rentner Gewinner der Einheit

Schroeder betont die positiven Entwicklungen: So sieht er die Ost-Rentner als materielle Gewinner der Einheit. Ihre Bezüge lägen heute mitunter sogar über dem Durchschnittseinkommen, während es in der DDR nur "30 bis 40 Prozent" des durchschnittlichen Arbeitseinkommens gewesen seien. Zudem könnten sich Kinder und Jugendliche im Osten heute individueller entwickeln und hätten bessere Zukunftschancen, sagte Schroeder. Ihm zufolge habe sich der Anteil der Abiturienten an den Schulabgängern eines Jahres "gegenüber 1989 fast verdreifacht".

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erklärte: "Wir haben in den letzten 20 Jahren ein hervorragendes Fundament in den neuen Ländern gelegt: hochmoderne Industrieanlagen und Infrastruktur, leistungsfähige Hochschulen und Forschungseinrichtungen." Die Ostdeutschen hätten ihr Leben nach der Wende "komplett umkrempeln müssen". Nun hätten sie "jeden Anlass, stolz zu sein".

(AP)
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