Künstliche Intelligenz Wie Google sich gegen ChatGPT und Microsoft wehren will
Düsseldorf · Microsoft will künstliche Intelligenz unter anderem im Schreibprogramm Word einbauen. Google kombiniert nun ganze Antworten mit Onlineverweisen. Ein Forscher warnt vor Jobverlusten bei Akademikern.
Der Wettlauf um die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) als Basis für immer autonomer handelnde Roboter sowie Informations- und Antwortsysteme wird immer mehr zu einem Kampf der Digitalgiganten. Das zeigt sich auch an der Entwicklung deren Börsennotierungen: Die Aktie von Microsoft hat sich im vergangenen Jahr praktisch stabil gehalten – auch weil der Softwarekonzern sich mit der KI-Expertenfirma Open AI zusammengetan hat. Die ganze Welt spricht über das von Open AI entwickelte KI-Programm ChatGPT, das komplette Antworten auf eingegebene Fragen gibt, wohingegen die Google-Aktie um ein Viertel abgerutscht ist.
Das kam, weil die extreme Dominanz von Google als Suchmaschine bedroht ist, wenn Schüler beispielsweise ganze Hausarbeiten von ChatGPT schreiben lassen anstatt sich wie bisher Infos erst bei Google zusammenzusuchen und dann wenigstens Teile der Arbeit selber zu formulieren. „Die Konfrontation von Microsoft gegen Google ist schon äußerst spannend, sie zeigt, wie hart der Wettbewerb um neue Märkte ist“, sagt der Kölner Strategieberater Klemens Skibicki. Es sei überraschend, wie stark Microsoft gegen Google angreife.
Denn Microsoft hat Mitte März angekündigt, die hinter ChatGPT steckende Technologie auch in Büroprogramme wie Word, Outlook oder Powerpoint zu integrieren, damit Büroarbeit einfacher wird. Google schlägt zurück, indem der KI-Chatbot Bart für Testnutzer in den USA und Großbritannien freigeschaltet wurde. „Wir sehen es als Ergänzung zur Google-Suche an“, sagte die Google-Managerin Sissie Hsiao. Dabei scheint der Konzern die große Schwäche von ChatGPT umgehen zu wollen: Anstatt den Nutzern nur fertige Antworten zu liefern, die dann peinlich falsch sein können, sollen die Nutzer bei Bart Infos auch online überprüfen können. Mit einem Klick auf „Google it“ könne man Vorschläge für Suchanfragen sehen, so Hsiao. Die Suche werde in einem neuen Tab geöffnet, damit man relevante Ergebnisse finden und tiefer gehen könne.
Der „Spiegel“ beschreibt den Kampf um die Dominanz bei KI als „Wettlauf der Gehirne“. Er weist darauf hin, wie China KI nutzt, um Menschen fast perfekt zu überwachen. Gerade die Arbeitsplätze von qualifizierten Berufsgruppen wie Anwälten oder Ärzten könnten in allen Staaten gefährdet sein, meint der Ökonom Andrew McAfee von der US-Eliteuniversität MIT, weil KI viele Zusammenhänge ebenso gut analysieren könne wie der Mensch. McAfee sieht die Lage trotzdem gelassen: „Wir reden bei dieser Revolution über Betroffene, die sich selbst zu helfen wissen“, sagte er. Viele Akademiker könnten ihre Jobs aufwerten, indem sie KI nutzen, um einen Teil ihrer Arbeit zu erledigen.
Im „Stern“ beschreibt der Computerwissenschaftler Stuart Russell, wie ChatGPT einfache Fragen häufig richtig beantworte, aber beim Abwägen von Alternativen oft scheitere. Er warnt, ChatGPT blind zu vertrauen: „Würden Sie Ihre Arbeit von einem Sechsjährigen machen lassen, auch wenn dieser Sechsjährige alle Gebrauchsanweisungen auswendig kennt?“, fragte er. Damit spielt er darauf an, dass ChatGPT Millionen Quellen abgespeichert hat, aber trotzdem nicht richtig „denken“ kann.