Platzhirsch unter Druck Wie die Konkurrenten Apple schwächen

Cupertino · Vergangene Woche kam heraus, dass Sharp die Produktion von iPad-Displays herunterfährt – kein gutes Zeichen für die Vorlage der Apple-Zahlen am Mittwoch. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Die Konkurrenten Samsung und Google holen auf. Innovationen lassen auf sich warten.

 Apple-Chef Tim Cook muss am Mittwoch voraussichtlich wenig berauschende Quartalszahlen verkaufen.

Apple-Chef Tim Cook muss am Mittwoch voraussichtlich wenig berauschende Quartalszahlen verkaufen.

Foto: afp, JUSTIN SULLIVAN

Vergangene Woche kam heraus, dass Sharp die Produktion von iPad-Displays herunterfährt — kein gutes Zeichen für die Vorlage der Apple-Zahlen am Mittwoch. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Die Konkurrenten Samsung und Google holen auf. Innovationen lassen auf sich warten.

Am Mittwoch kommt beim lange Zeit erfolgreichsten Konzern erneut die Stunde der Wahrheit: Apple-Chef Tim Cook wird um 23 Uhr deutscher Zeit die Quartalszahlen verkünden und einen Ausblick geben. Eine Feierstunde wird es wohl nicht: Nachdem der Umsatz im Weihnachtsgeschäft 2011 um 73 Prozent hochging, wird diesmal nur noch ein Plus von 20 Prozent erwartet — keineswegs schlecht, aber auch nicht wirklich toll.

Das Geschäft mit Pad-Computern bringt ein Fünftel des Umsatzes, doch das Fast-Monopol auf Flach-Computer ist zerbrochen. Am Freitag wurde bekannt, dass der Zulieferer Sharp die Produktion von iPad-Displays stark herunterfährt — nach Boom klingt das nicht. Und als die entscheidenden Punkte gehen bei Apple Gewinnmarge und auch Zukunftshoffnungen herunter.

Cook droht ein ein weiterer Absturz

Statt der extrem hohen Bruttomarge von 44 Prozent im Vorjahr blieben im vierten Quartal wohl nur noch 36 Prozent über, schätzen Analysten — die Abwehrschlacht gegen die Konkurrenz verzehrt Geld.

Falls Cook bestätigt, dass das iPhone 5 schlechter verkauft wird als erhofft, droht weiterer Absturz: Im September lag der Börsenwert noch bei 520 Milliarden Euro. Es war damit teurer als jedes andere Unternehmen der Welt. Nun liegt der Wert "nur" noch bei 340 Milliarden Euro — die Anleger sind nicht mehr so euphorisch, obwohl Apple noch immer mehr wert ist als Siemens, Daimler, VW und SAP gemeinsam.

Woher kommt der neue Moll-Ton in Sachen Apple? "Der Fluch des Erfolges" schreibt die "Wirtschaftswoche" passend — denn die Konkurrenz ist vorrangig so aktiv, weil Apple mit den bisherigen Spitzenprodukten so hohe Margen einfuhr.

Samsung erntet enthusiastische Bewertungen

Die Anleger sorgen sich außerdem, dass Apple nach iPod, iPhone und iPad keinen neuen Knüller bringt. Seit einem Jahr wird auf einen LCD-Fernseher von Apple gewartet, doch die Filmstudios verweigern eine exklusive Belieferung mit attraktiven Inhalten. Das neue iPhone 5 ist nicht viel besser als das Vorgängermodell. Die eigene Karten-App als Gegenmodell zu Google-Maps wurde zum Desaster. "Apple muss sich anpassen", stichelt denn auch der Ex-Vorstandschef John Sculley.

Rund die Hälfte des Umsatzes fährt das erst Ende 2007 vorgestellte iPhone ein, doch die Idee wird von Google und Samsung kopiert: 75 Prozent der weltweit verkauften Smartphones laufen auf dem Betriebssystem Android von Google, das auf Apple-Ideen basiert. Samsung plant dieses Jahr 350 Millionen Smartphones zu verkaufen, Apple kommt bestenfalls auf 250 Millionen Stück. Als schlechtes Omen wird bewertet, dass Apple die Display-Bestellungen für das iPhone für die nächste Zeit anscheinend halbiert hat, während Samsung für das Vorzeigemodell Galaxy S 3 enthusiastische Bewertungen erhält.

Apple unter Preisdruck

Auch bei Pad-Computern wird das Geschäft schwieriger. Mit einer Prozessflut rund um den Globus versuchte Apple den Verkauf von Samsungs Pad-Computern zu verbieten — ohne Erfolg. Die Samsung-Modelle erhalten ähnlich gute Noten wie die von Apple, und nachdem kleinere Geräte von Lenovo, Acer oder Vodafone teilweise nur noch 200 Euro kosten, musste Apple nachziehen: Das im Oktober vorgestellte iPad-Mini läuft anscheinend gut, doch mit der ursprünglichen Idee einer Premium-Strategie hat das ab 329 Euro erhältliche Gerät wenig zu tun. "Dem Preisdruck wird wohl auch Apple folgen müssen. Es sei denn, man will weiter zuschauen, wie der Marktanteil Monat für Monat um einen Punkt schrumpft", stichelt denn auch Oliver Ahrens, Vizepräsident von Acer.

Klasse und Masse, so laviert sich Cook durch die Umbruchsituation — kurzfristig ist das sicher klug, die Kunden muss das nicht stören, doch das Image ist auch etwas gefährdet.

Es kursieren Gerüchte über ein Billig-iPhone

Bei Kooperationen mit Handelsketten wie Saturn nutzt Apple seine Marktmacht, damit auch Edelprodukte wie der Laptop Mac-Book-Pro gut präsentiert werden. Warum? Bei einem Ladenpreis von 1600 Euro bleibt mehr in der Kasse als bei iPhones oder iPads.

Gleichzeitig wird die Produktpalette nach unten abgerundet. Das beste große iPad kostet 829 Euro, doch in den Shops wird auch das iPad 2 ohne Mobilfunk für "nur" 399 Euro verkauft. Das iPhone 5 kostet zwar bis zu 899 Euro, doch mit wenig Speicher können Kunden das iPhone 4 für 399 Euro erhalten.

Laut mehreren Berichten plant Apple ein Billig-iPhone für unter 200 Euro. Warum? Jeder neue Kunde gewöhnt sich an die noch immer unübertroffen einfache Benutzerführung. Fast jeder neue Kunde erwirbt Mini-Programme, Spiele oder Musik. Und wenn später der Kauf eines neuen Smartphone ansteht, ist man fast schon in der Apple-Welt gefangen, um die Käufe weiter nutzen zu können. Einmal Apple, immer Apple, das ist die Grundstrategie des Konzerns — dumm ist sie nicht. Nur dumm, dass Samsung und Google sie ebenfalls kopieren.

(RP/pst/das)
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