AEG-Werk Nürnberg "Wer zwei Wochen arbeitet, bekommt eine Waschmaschine geschenkt"

Nürnberg (rpo). Seitdem die Schließung des AEG-Werks in Nürnberg feststeht, schnellt dort der Krankenstand dramatisch in die Höhe. Das hat zwei Folgen: Das Werk soll bereits im Frühjahr 2007 geschlossen werden und damit überhaupt noch jemand zur Schicht erscheint, bekommt jeder Mitarbeite eine Waschmaschine geschenkt, wenn er nur zwei Wochen am Stück arbeitet.

Wie AEG-Sprecher Michael Eichel am Dienstag auf ddp-Anfrage sagte, soll das Produktionsende um mehrere Monate vorgezogen werden, weil der Krankenstand "kontinuierlich über 20 Prozent" und damit fünfmal höher liege als in der übrigen Metall- und Elektroindustrie.

Ursprünglich sollte die Produktion laut Eichel Mitte 2007 auslaufen. Die "extrem hohen Fehlzeiten" hätten aber eine Beschleunigung der Verlagerung nach Osteuropa nötig gemacht, um die termingerechte Lieferung bestellter Waren sicherzustellen. Ein genauer Termin für die Werksschließung stehe noch nicht fest.

Der Nürnberger IG-Metall-Vize Jürgen Wechsler sagte mit Blick auf den hohen Krankenstand: "Das ist, was wir der Konzernleitung prophezeit haben. Die haben gedacht, die Produktion läuft in geordneten Bahnen weiter und die Belegschaft übergibt den Betrieb besenrein." Die Electrolux-Manager hätten sich damit ein weiteres Mal verspekuliert.

Die Konzernleitung versprach unterdessen jedem Mitarbeiter, der zwei Wochen voll arbeitet, eine Waschmaschine. Sie schloss ähnliche Schritte für die Zukunft aus. Wechsler erwartet jedoch nicht, dass dadurch die Arbeitsmoral gehoben wird. Auf den Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten wirkt sich Wechsler zufolge ein vorzeitiges Produktionsende nicht aus.

Im Dezember 2005 hatte Electrolux das Aus für das Nürnberger Traditionswerk verkündet. Ende Februar einigten sich Vertreter des Unternehmens und der IG Metall nach einem wochenlangen Streik auf einen Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten.

(afp2)
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