Chef der Arbeitsagentur Weise: Arbeitslosenzahl steigt auf vier Millionen

Berlin (RPO). Die Wirtschaftskrise macht sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt wohl doch stärker bemerkbar als befürchtet. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, rechnet jetzt mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl in diesem Jahr auf vier Millionen. Arbeitsminister Olaf Scholz hält diese Schätzung für überzogen.

 Kann einen Anstieg der Arbeitslosen auf vier Millionen nicht mehr ausschließen: BA-Chef Frank-Jürgen Weise.

Kann einen Anstieg der Arbeitslosen auf vier Millionen nicht mehr ausschließen: BA-Chef Frank-Jürgen Weise.

Foto: AP, AP

Angesichts immer schlechterer Wirtschaftsdaten beurteile er "heute die Lage weniger optimistisch als im letzten Quartal", sagte Weise dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Vor drei Wochen hatte Weise noch eine Zahl von vier Millionen Arbeitslosen ausgeschlossen. Keine Modellrechnung könne die derzeitige Krise wirklich abbilden, räumte er nun ein. "Sie ist in ihrer Geschwindigkeit und Globalität einmalig." Derzeit sind 3,5 Millionen Menschen offiziell arbeitslos. Im Jahresschnitt erwartet die Bundesagentur bislang noch 3,6 Millionen Arbeitslose.

Scholz hingegen geht weiter davon aus, dass die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt begrenzt sind. Er hält es für realistisch, dass die Zahl der Arbeitslosen unter vier Millionen gehalten werden kann. "Wir können das schaffen. Und es ist jede Anstrengung wert, das zu versuchen", sagte er der "Bild am Sonntag". Es spreche viel dafür, dass wir es durch den Ausbau der Kurzarbeit hinbekommen, "dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit viel geringer ausfällt". Im Einzelfall müssten Arbeitnehmer allerdings zu Opfern bereit sein.

Der Deutschlandchef der Unternehmensberatung Boston Consulting Group, Christian Veith, empfahl Unternehmern im "Handelsblatt", in der Krise weniger auf Entlassungen zu setzen. "Wer zu viele qualifizierte Leute vor die Tür setzt, gefährdet die Zukunft", sagte er.

Weniger Kurzarbeitergeld

Derweil will die Metallindustrie im Südwesten weniger Kurzarbeitergeld bezahlen. Laut Tarifvertrag müssen die Unternehmen in Baden-Württemberg das Kurzarbeitergeld der Bundesanstalt auf deutlich mehr als 90 Prozent des Nettoentgelts aufstocken. Dadurch arbeiten derzeit Zehntausende Beschäftigte von Daimler, Bosch und diversen anderen Autozulieferern weniger, ohne dass sie wesentliche Einbußen am Nettoverdienst erleiden. Dies werde dem Arbeitgeberverband Südwestmetall zu teuer, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Die IG Metall wolle aber nicht von dem Vertrag abrücken.

(DDP)
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