Neuer Bundesbank-Chef Weidmann will Webers Kurs halten

Berlin (RPO). Der neue Bundesbank-Präsident Jens Weidmann will geldpolitisch in die Fußstapfen seines Vorgängers Axel Weber treten. In einer Feierstunde zu Weidmanns Amtseinführung bekannte sich der bisherige Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Geldwertstabilität als dem einzigen Ziel von Bundesbank und Europäischer Zentralbank (EZB).

Merkels Mann für die Bundesbank
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Das sei die Basis ihrer Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit von der Politik, die es zu bewahren gelte. "Ich stehe dafür, dass dies auch in Zukunft so bleibt", sagte der 43-Jährige. Stärker als bisher müssten die Notenbanken in Europa aber auch die Stabilität des Finanzsystems im Auge halten, mahnte Weidmann.

Er setzte sich augenfällig von seiner bisherigen Rolle im Kanzleramt ab und forderte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf, den unerwartet starken Wirtschaftsaufschwung zu einem beschleunigten Schuldenabbau zu nutzen. Der Finanzminister lobte den neuen Bundesbank-Chef: Weidmann sei "hochqualifiziert" für das Amt. Auch Weber gab seinem früheren Doktoranden und späteren Abteilungsleiter Vorschusslorbeeren: "Jens, Du bist ohne Zweifel der richtige Mann am richtigen Ort."

Trichet mahnt Einigkeit an

Der in der vergangenen Woche abgetretene Weber schrieb seinem Nachfolger ins Stammbuch, nach der gemeinsam mit der Regierung bewältigten Finanzkrise sei es an der Zeit, "die neue Distanz zur Politik zu suchen". Weber hatte sich im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mit seiner Ablehnung der Staatsanleihen-Käufe durch die Notenbank auf dem Höhepunkt der Euro-Staatsschuldenkrise weitgehend isoliert und offen gegen die von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vertretene Linie gestellt.

Trichet sagte an Webers Nachfolger Weidmann gerichtet: "Mehr denn je ist die Einigkeit des Eurosystems und die Einigkeit des EZB-Rates eine Notwendigkeit." Weidmann wiederum kündigte an, er werde in "europäischen Gremien die klare Stabilitätsorientierung der Bundesbank einbringen". Zugleich forderte er ähnlich wie Weber eine "klare Trennung der Verantwortlichkeiten von Geld- und Fiskalpolitik". Der neue Bundesbank-Chef nimmt am Donnerstag erstmals an einer Zinssitzung des EZB-Rats teil - nicht in Frankfurt, sondern wie zweimal im Jahr außerhalb der Mainmetropole - diesmal in der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Weidmann warnte davor, die in der Krise begonnene Rundumversorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität durch die EZB zu lange fortzusetzen. "Kurzfristige Krisenmaßnahmen können - wenn sie als Dauermedikation verabreicht werden - mit beträchtlichen Nebenwirkungen verbunden sein." Konkret gehe es darum, die Rückkehr zur geldpolitischen Normalität zu gestalten. "Dabei stellt sich nicht die Frage des 'Ob', sondern des 'Wann'". Die EZB strebt den schrittweisen Ausstieg aus den Krisenmaßnahmen an. Diesen "Exit" hat die EZB im vergangenen Jahr wegen der Schuldenkrise in einigen Ländern der Euro-Zone unterbrochen, Anfang April aber als erste wichtige Notenbank den Leitzins nach der Krise wieder angehoben. In dieser Woche wird nicht mit einem neuerlichen Zinsschritt gerechnet.

Volkswirtschafts-Professor Weber, der im Februar unerwartet seinen Rückzug erklärt hatte, kehrt in die Wissenschaft und wechselt zunächst für ein Jahr an die renommierte Universität von Chicago. Nach sieben Jahren im Amt versprach er seiner Frau und seinen beiden Kindern sichtlich bewegt, sich mehr Zeit für sie zu nehmen: "Wir haben viele gemeinsame Projekte aufschieben müssen - wir können sie jetzt nachholen." Weber wird aber auch als Kandidat für die Nachfolge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gehandelt.

(RTR/felt)
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