Gelbe Tonne wird abgeschafft Was sich beim Recycling ändert

Berlin (RP). Die Bundesregierung hat beschlossen, eine neue Wertstofftonne einzuführen. Sie könnte ab 2015 den "Gelben Sack" ersetzen und soll das Recycling in Deutschland weiter verbessern. Außerdem soll der Markt für Müllentsorgung stärker für private Unternehmen geöffnet werden.

 Mit der neuen Regelung soll auch die Restmüll-Tonne entlastet werden.

Mit der neuen Regelung soll auch die Restmüll-Tonne entlastet werden.

Foto: AFP/RP

Welcher Müll kommt in die Wertstofftonne? Groß umstellen muss sich der Verbraucher nicht: Denn unwissentlich entsorgen heute schon die meisten Haushalte das, was bald die Wertstofftonne aufnehmen soll, nämlich Plastik und Papier. "Eigentlich ist die Gelbe Tonne nur für Verpackungsmaterialien gedacht", sagt Jörg Lacher vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE). "Nur hält sich daran eigentlich niemand", so Lacher. "Intelligente Fehlwürfe" nennen das die Experten.

Verändert sich die Müllentsorgung? Die Verantwortung für den Abfall liegt bei den Städten und Landkreisen. Sie vergeben Aufträge zur Entsorgung, oft an kommunale Unternehmen, was den Wettbewerb erschwert. Deswegen soll der Markt für freie Anbieter, sogenannte "gewerbliche Sammler", geöffnet werden — das ist eine Vorgabe der EU-Kommission, der die Bundesregierung nun nachgekommen ist. Die private Entsorgungswirtschaft wird das freuen, die kommunalen Unternehmen fürchten Umsatzeinbußen.

Werden die Abfallgebühren erhöht? Auszuschließen ist das nicht. "Viele Mitglieder erwägen Gebührenerhöhungen von zehn bis 15 Prozent", sagt Elisabeth Marder vom Verband Kommunaler Unternehmen. Verluste fürchten sie vor allem dann, wenn ihnen private Müllsammler die lukrativen Recycling-Aufträge wegnehmen. "Denn das Restmüllgeschäft allein ist nicht rentabel", sagt Marder. "Wertstoffe wie Altpapier tragen dazu bei, die Kosten zu senken. Ähnlich sieht es Ralf Bleicher, Beigeordneter beim Deutschen Landkreistag. "Altpapiersammlungen können die Müllgebühren um rund zehn Prozent senken", sagt Bleicher. Private Entsorger dagegen würden in die eigene Tasche wirtschaften.

Wie offen ist der Markt? Tatsächlich hat die Bundesregierung Hürden für die gewerblichen Sammlungen aufgestellt. So muss jeder Anbieter die Entsorgung von Wertstoffen mindestens drei Jahre garantieren. Zudem kommen private Anbieter nur zum Zug, wenn die Kommune kein funktionierendes Abfallsystem hat — das soll kommunale Unternehmen schützen. Allerdings lässt diese Regelung Spielraum für Missbrauch — Experten erwarten Klagen gegen Kommunen, die keine Aufträge extern vergeben.

(RP)
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