G-20-Gipfel beginnt Was in Seoul auf dem Spiel steht

Seoul (RP). Heute treffen sich in Südkoreas Hauptstadt Seoul die Staats- und Regierungschefs der 20 größten Staaten der Welt. Es geht um Wechselkurse, Handelsungleichgewichte und übermäßige Staatsschulden. Unsere Redaktion erklärt, wie die G-20-Länder die Weltwirtschaft ordnen wollen.

Proteste gegen den G-20-Gipfel 2010 in Seoul
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Proteste gegen den G-20-Gipfel 2010 in Seoul

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Die führenden Nationen der Erde, die zum G-20-Gipfel zusammenkommen, waren in ihren Einschätzungen über die künftige globale Wirtschaftspolitik noch nie so weit auseinander wie heute.

Wer gehört zu den G-20-Ländern?

19 einzelne Nationen zählen zur G-20-Gruppe — die USA, China, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Brasilien, Kanada, Indien, Russland, Australien, Mexiko, Südkorea, die Türkei, Indonesien, Saudi-Arabien, Argentinien und Südafrika. Als Institution ist die EU mit ihrem Präsidenten Herman Van Rompuy als 20. Teilnehmer eingeladen.

Was beraten die Länder in Seoul?

Grundsätzlich geht es um die Erholung der Weltwirtschaft nach der verheerenden globalen Finanzkrise. Dabei steht die Geld- und Haushaltspolitik vor allem der USA zur Diskussion. Umstritten sind aber auch die rasant gewachsenen Exportüberschüsse von China, Japan und Deutschland sowie das Leistungs- und Handelsbilanzdefizit der Amerikaner (die Importe übersteigen die Exporte). Auch die Zukunft der Weltfinanzordnung steht auf der Tagesordnung.

Was heißt Weltfinanzordnung?

Da geht es zum einen um weltweit gültige Vorschriften für systemrelevante Banken. Das sind Geldinstitute, deren Insolvenz eine globale Finanzkrise auslösen könnte. Zur Weltfinanzordnung gehört auch das Verhältnis der Währungen zueinander. Sollen sie frei schwanken und den Marktkräften folgen, oder dürfen Regierungen sie im Interesse einer Wachstumspolitik manipulieren? China verfolgt eine Unterbewertung des Yuan, um die Exporte zu forcieren, während die USA durch Gelddrucken und horrende Neuverschuldung den Dollar vorsätzlich schwächen. Damit sind Euro und Yen, die japanische Währung, überbewertet.

Welche Gefahren bestehen?

Die Hartwährungsländer könnten ebenfalls versuchen, ihre Währungen abzuwerten. Damit werden die Güter im Inland teurer. Eine Inflationsspirale würde in Gang gesetzt. Der umgekehrte Effekt setzt bei einer weiteren Aufwertung ein. Zwar werden die Güter im Inland billiger, aber zugleich schwinden die Chancen für die Exporte. Die halten aber die Konjunktur in Deutschland und Japan in Schwung. Zugleich drohen Handelskriege, wenn die USA ihre Importe über Zölle beschränken.

Was wollen die Amerikaner?

Die USA kommen viel langsamer als andere Länder aus der Krise. Um ihre Wirtschaft wieder flottzumachen, setzten die Amerikaner gleich auf zwei in Deutschland scharf kritisierte Mittel: Zum einen betreiben sie eine Politik des billigen Dollars, zum anderen wollen sie — vereinfacht gesagt — anderen Ländern das Exportieren verbieten. Zum G-20-Gipfel schlug Washington zunächst vor, dass der Handelsbilanz-Überschuss (also die Differenz aus Exporten und Importen) auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts eines Landes begrenzt werden soll. Auf deutschen Protest hin zog Washington seinen Vorschlag zurück und will jetzt nur noch ein Frühwarnsystem für große Exportüberschüsse installieren.

Was wollen die Deutschen?

"Kein Mensch kann Interesse an neuen Blasen haben", sagte Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. Sie fordert ein Ende der Konjunkturprogramme. Es sei Zeit für einen Ausstieg aus den kreditfinanzierten Konjunkturhilfen, meint sie. Um den neuen Protektionismus à la USA gleich im Keim zu ersticken, will sie zudem die Liberalisierung des Welthandels vorantreiben.

Was wollen China und Russland?

Die USA stehen allein auf weiter Flur. Auch China und Russland kritisieren die (Geld-)Politik der USA. China ist sauer, dass es immer wieder aufgefordert wird, seine Währung aufzuwerten, während die USA Gleiches ungestraft unterlassen dürfen. Schluss mit dem amerikanischen Protektionismus, fordert China.

Wie geht es aus?

Eine Lösung des Konflikts in der Währungspolitik ist nicht zu erwarten. Man wird miteinander reden, am Ende wird es ein diplomatisches Kommuniqué geben, in dem sich alle zu den Segnungen des freien Welthandels und einer gemeinsamen Krisenpolitik bekennen.

(RP)
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