Analyse Warum Fiat besser zu Opel passt

Düsseldorf (RP). Das Opel-Wettrennen hat begonnen: Fiat und Magna konkurrieren um die Übernahme des deutschen Herstellers. Magna genießt die meisten Sympathien. Aber Fiat hat das bessere Konzept. Eine Analyse.

Die Tops und Flops eines möglichen Fiat/Opel-Konzerns
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Die Tops und Flops eines möglichen Fiat/Opel-Konzerns

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Als Fiat-Chef Sergio Marchionne am Montag seinen Opel-Übernahmeplan im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt hatte, zog Magna endlich nach: Das Unternehmen stehe in Gesprächen, gab das Unternehmen zu, nachdem der österreichisch-kanadische Zulieferer wochenlang das Gegenteil behauptet hat. Regierungskreisen zufolge will Magna in einem Konsortium mit dem russischen Autobauer Gaz und der russischen Sberbank für Opel bieten. Was Fiat-Chef Marchionne wiederum bewog, öffentlich zu versprechen, im Falle einer Opel-Übernahme kein Opel-Werk zu schließen.

Was für Magna spricht

Während der russische Hersteller Gaz von der Opel-Technik profitieren würde, könnte Opel über das Gaz-Vertriebsnetz besser im russichen Markt Fuß fassen. Das ist der Kern der Magna-Story. Außerdem schrieb Magna bisher trotz der Finanzkrise schwarze Zahlen, was auf Investitionen für die Opel-Werke hoffen lässt. Die braucht vor allem das Werk Bochum dringend, um auch künftig produzieren zu können.

Was gegen Magna spricht

Gut geht es derzeit aber auch dem Zulieferer nicht. Soeben hat der Konzern tausende von Mitarbeitern in Kurzarbeit geschickt. Und der potenzielle Konsortialpartner Gaz hat eine Milliarde Euro Schulden und musste bereits ein Viertel seiner einst 120 000 Mitarbeiter entlassen. Weitere werden folgen. Warum sollte ein Opel-Eigentümer namens Gaz vor diesem Hintergrund die Opelaner schonen? Außerdem ist Magna zwar ein guter Zulieferer. Aber eine Expertise im Autobau hat Magna — abgesehen von der Lohnfertigung einzelner Nischenmodelle — nicht.

Was für Fiat spricht

Zwar verdient der italienische Autohersteller aktuell weniger Geld als Magna. Aber der Trend ist in Turin viel steiler: Als Marchionne den Konzern vor sechs Jahren übernommen hatte, war Fiat ein Konkurskandidat. Seit zwei Jahren macht der Hersteller wieder Milliarden-Gewinne. Fiat hat also neben der Autobau- auch eine Sanierungs-Expertise — und genau die kann Opel gut gebrauchen. Auch die Vertriebsgebiete von Opel und Fiat ergänzen sich gut: Opel ist vergleichsweise stark in Osteuropa und in Russland, Fiat in Südamerika (siehe Grafik).

Schließlich wäre Opel als Teil des gerade entstehenden Fiat-Chrysler-Imperiums Mitglied des nach Volkswagen weltgrößten Autoimperiums. Allein die Einkaufsvorteile solcher Giganten sind mehrere 100 Millionen Euro pro Jahr wert. Zusätzlich könnten die drei Autobauer sich gegenseitig mit Plattformen und Motoren versorgen. So treiben die Wolfsburger die Konkurrenz schon seit zehn Jahren vor sich her. Denn das macht die Autos noch preiswerter und damit attraktiver als die der Wettbewerber.

Was gegen Fiat spricht

Genau das. Wenn Marchionne die Synergien seiner drei Autobauer hebt, also konsequent gegen Doppelarbeit und Parallelentwicklungen vorgeht, werden tausende von Stellen überflüssig. Dieser schmerzhafte Stellenabbau — auch bei Opel — wäre wohl der Preis für eine ansonsten aussichtsreiche Zukunft dieses Dreierbündnisses.

Zum Stellenabbau kommt es aber sowieso. Denn in Europa werden seit Jahren 30 bis 40 Prozent mehr Fahrzeuge gebaut als gekauft. In Krisenzeiten gibt es 50 000 Autobauer-Jobs zuviel, in normalen Zeiten 30 000. Dass bei einer Marktbereinigung ausgerechnet Opel als der derzeit schwächste Autobauer in Europa ungeschoren bleibt, ist unwahrscheinlich. Das gilt unabhängig davon, wer auch immer Opel kauft.

(RP)
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