Medienbericht Mitarbeiter-Geständnisse deckten CO2-Betrug bei VW auf

Wolfsburg · Zu ehrgeizige Zielvorgaben zur Senkung des CO2-Ausstoßes sollen bei VW zum Betrug geführt haben. Die Ingenieure hätten sich nicht anders zu helfen gewusst. Schließlich wandte sich ein Mitarbeiter an seinen Vorgesetzten.

Diese Stoffe kommen aus dem Auspuff
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Die Aufdeckung des jüngsten Abgas-Skandals bei Volkswagen geht nach Informationen von "Bild am Sonntag" auf das Geständnis eines Wolfsburger Ingenieurs zurück. Der Mitarbeiter der VW-Abteilung Forschung und Entwicklung habe seinem Vorgesetzten vom großangelegten CO2-Betrug berichtet, meldete "Bild". Der Konzernrevision lägen zudem Geständnisse weiterer Mitarbeiter vor.

Ein VW-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren: "Bei internen Untersuchungen haben Mitarbeiter angegeben, dass es bei der Ermittlung der Verbrauchswerte Unregelmäßigkeiten gegeben hat. Wie es dazu gekommen ist, ist Gegenstand der laufenden Prüfung", sagte er.

Betrug begann 2013

Laut dem Bericht begann der Betrug mit geschönten Sprit- und CO2-Angaben von Hunderttausenden Volkswagen-Modellen 2013 und lief bis zum Frühjahr 2015. Die Techniker hätten mit unerlaubten Maßnahmen die Werte manipuliert, zum Beispiel durch einen höheren Reifendruck von mehr als 3,5 bar. Daneben sei auch Diesel ins Motoröl gemischt worden, damit der Wagen leichter läuft und weniger Sprit verbraucht.

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VW hatte am Dienstag mitgeteilt, dass bei einigen Fahrzeugmodellen zu niedrige CO2- und damit auch Verbrauchsangaben festgelegt wurden. Es geht um 800.000 Wagen. Die Ingenieure gaben dem Bericht zufolge bei Befragungen an, sie hätten die Ziele des inzwischen zurückgetretenen VW-Chefs Martin Winterkorn mit legalen Mitteln nicht erreichen können. Dieser hatte 2012 angekündigt, VW werde den CO2-Ausstoß bis 2015 um 30 Prozent senken.

Europas größter Autobauer wird seit September zudem von einem Skandal um manipulierte Schadstoffmessungen bei Diesel-Fahrzeugen erschüttert, Millionen Autos müssen deshalb in die Werkstatt. Grünen-Chefin Simone Peter forderte die Zulassung von Sammelklagen in Deutschland nach US-Vorbild. "Wenn Konzerne bewusst betrügen und Grenzwerte verletzen, müssen sie sich auch der Verantwortung stellen, eine Mitschuld an Gesundheitsschäden zu tragen", sagte Peter der "Welt am Sonntag". Nötig seien realistische Tests und wirksame Kontrollen, aber auch eine bessere Entschädigung für die Verbraucher.

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Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" nahmen US-Ermittler einem VW-Manager wegen des Dieselskandals den Pass ab. So wollten sie offenbar verhindern, dass sich der Manager einer Befragung oder strafrechtlichen Verfolgung entziehe. Ein Konzernsprecher wollte sich dazu nicht äußern. "Wir kommentieren das nicht."

In dem Bericht heißt es weiter, dass VW-Mitarbeiter zögerten, in die USA zu reisen, weil sie fürchteten, ebenfalls den Pass abgenommen zu bekommen. Eine für die zweite Novemberhälfte geplante USA-Reise von Konzernchef Matthias Müller sei deshalb unwahrscheinlich geworden. "Reisen von VW-Mitarbeitern in die USA fanden und finden statt", sagte der VW-Konzernsprecher dazu.

(lsa/dpa)
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