Adriana Barros vor Gericht Volkert-Geliebte sagt in VW-Affäre aus

Wolfsburg · Es geht um Geld, Macht und Liebe. Doch am Ende dürften der früheren Geliebte von Ex-VW-Betriebsratschef Klaus Volkert vor allem Tränen bleiben und ein bitterer Nachgeschmack. Seit Dienstag steht sie vor dem Wolfsburger Amtsgericht.

 Adriana Barros, die frühere Geliebte des VW-Betriebsratschefs Klaus Volkert, muss sich vor Gericht verantworten.

Adriana Barros, die frühere Geliebte des VW-Betriebsratschefs Klaus Volkert, muss sich vor Gericht verantworten.

Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Die brasilianische Journalistin Adriana Barros ist schwer beeindruckt, als sie Ende der 90-er Jahre den mächtigen VW-Betriebsratschef Klaus Volkert kennenlernt. Der Deutsche gibt sich weltmännisch, lädt sie zu feinen Essen ein, ins Theater und später auch zu teuren Reisen. Sie jetten durch die Welt, wohnen in Luxushotels, feiern ausgelassene Partys. Dass sie viele Jahre später die Beziehung zu diesem Mann in einen deutschen Gerichtssaal führen wird - daran dürfte Barros damals im Traum nicht gedacht haben.

Müde und mitgenommen sieht sie aus, als sie am Dienstag den Verhandlungssaal im Wolfsburger Amtsgericht betritt. "Ich möchte gerne meine ganze Geschichte erzählen", sagt sie. Sie hätte auch einen Strafbefehl akzeptieren können, dann hätte es keinen Prozess gegeben. Wie Frau Barros zumute ist, darauf gibt ihr Anwalt Hans-Joachim Gerst zu Beginn des Verfahrens einen kleinen Hinweis: Als sie angereist seien und an dem gigantischen VW-Werk mit seinen hohen Türmen und dem riesigen Hochhaus der Konzernführung vorbeikamen, habe sich schon die Sorge eingestellt, ob man im Epi-Zentrum der VW-Welt wohl fair behandelt werde.

Angeklagte will von nichts gewusst haben

Die Angeklagte, die sich mittels einer Dolmetscherin verständlich macht, weist im Prozess alle Schuld von sich. Sie habe nicht gewusst, dass die Rechnungen für ihr Vier-Sterne-Leben über Abrechnungsmanipulationen und Eigenbelege letzten Endes bei der Konzernkasse gelandet seien. Sie habe geglaubt, dass Volkert bezahle.
Wenn ihr etwas seltsam vorkam, sei das damit begründet worden, dass seine Frau nichts von der Affäre mitbekommen sollte. Außerdem habe sie einen Vertrag mit VW gehabt - sie sollte soziale Projekte des Konzerns dokumentieren. Sie habe ihre Kamera immer dabei gehabt, um arbeiten zu können, wenn Volkert ihr einen Auftrag gab. Der Vertrag war von Arbeitsdirektor Peter Hartz unterschrieben. Laut Anklage wusste der, dass die Vereinbarung nur ein Feigenblatt war.

Immerhin seien sie und Volkert sieben Jahre lang ein Paar gewesen. Sie war schon fasziniert von ihm, als sie ihn 1998 kennenlernte. Sie arbeitete in einem Ferienclub in Brasilien an der Rezeption, als er mit Kollegen und mit mehreren Mädchen hereinkam. "Er war eine sehr charismatische Person", sagt sie heute. Drei Monate hat Volkert um sie geworben und sie schließlich nach Prag eingeladen. "Ich hatte etwas Angst." Aber schließlich ging sie darauf ein. Sie vertraute ihm, fühlte sich geborgen. Er erweckte bei ihr den Eindruck, als sei er "die zweitwichtigste Person bei Volkswagen".

"Ich war am Ende"

Zum Schluss aber bleibt nur ein Scherbenhaufen: Ausgerechnet rund um ihrem Geburtstag gibt Volkert ihr in einer E-Mail den Laufpass. Er habe die Fabrik verlassen und sie könnten sich nicht mehr sehen. Das war im Juni 2005, als der VW-Skandal um falsche Abrechnungen und Lustreisen auf Firmenkosten allmählich ans Licht kam und Volkert von seinem Amt als Betriebsratschef zurücktrat.

Die Affäre wurde auch in Brasilien bekannt - und Adriana Barros bekam das zu spüren: Ihre kleine Produktionsfirma ging unter, niemand wollte mehr mit ihr zusammenarbeiten, berichtet sie unter Tränen: "Ich war am Ende".

Fast sieben Jahre nach Beginn der VW-Affäre um Schmiergelder und Lustreisen auf Firmenkosten kam in dem nüchternen Amtsgerichtssaal in Wolfsburg vieles wieder hoch was die Schlagzeilen damals monatelang beherrschte. Der Prozess ist bisher auf sechs Verhandlungstage terminiert. Auch Volkert soll aussagen und die Verteidigung beantragte, Hartz ebenfalls zu hören. Das Urteil soll nach der bisherigen Planung am 8. Mai gesprochen werden.

(dpa)
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