Chef Erich Staake im Interview Viele wollen Hafen Duisburg kaufen

Duisburg (RP). Der Chef der Hafen AG, Erich Staake, fordert den Bund auf, beim geplanten Verkauf seines Anteils nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern auch Rücksicht auf die Region zu nehmen. In Duisburg hängt jeder siebte Arbeitsplatz am Hafen.

Hafenrundfahrt auf dem neuen Polizeischiff
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Der Duisburger Hafen gehört zu je einem Drittel Bund, Land , Stadt. Nun will die Bundesregierung ihren Anteil verkaufen. Macht Ihnen das Angst?

Staake: Nein. Der Bund hat klar gemacht, dass er bei der Auswahl des Käufers das Wohl des Hafens im Blick hat und nicht nur auf den Preis gucken wird. Der Bund war 85 Jahre lang unser Eigentümer, er ist mit uns durch Dick und Dünn gegangen. Ich bin überzeugt: Die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung für Duisburg bewusst.

Die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen wollen einsteigen. Wäre das gut für den Duisburger Hafen?

Staake: Die Bundesregierung und auch wir haben eine Reihe von Interessens-Bekundungen aus dem In- und Ausland erhalten. Darunter sind Logistik-Unternehmen ebenso wie Branchenfremde. Das zeigt, was für ein attraktives Unternehmen die Duisburger Hafen AG ist. Zu einzelnen Interessenten möchte ich mich aber nicht äußern.

Die Sorge ist doch wohl, dass Rotterdam und Antwerpen Duisburg zur verlängerten Kaimauer ihrer eigenen Häfen machen und die attraktivsten Aufträge selbst behalten.

Staake: Dazu nur soviel: Bund, Land und Stadt als Gesellschafter, aber auch die Mitarbeiter und der Vorstand werden unser erfolgreiches Geschäftsmodell vorantreiben, die Internationalisierung fortsetzen und werden sich weiterhin der Region Duisburg verpflichtet fühlen. Bedenken Sie: Duisport und die dort tätigen Firmen beschäftigen 40 000 Menschen. In Duisburg hängt jeder siebte Arbeitsplatz am Hafen. Schon deswegen wollen wir weiter wachsen .

Das Land und die Stadt Duisburg müssen dem Verkauf des Bundes-Anteils zustimmen. Hören die beiden auf Sie?

Staake: Der Vorstand ist aktiv in die Verkaufsverhandlungen eingebunden. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit den drei Eigentümern eine gute Lösung finden.

Ist es denkbar, dass NRW wegen der überragenden Bedeutung des Hafens für die Region den Anteil des Bundes übernimmt?

Staake: Nein. Das erwarte ich nicht. Minister Voigtsberger hat dies auch kürzlich erst zum Ausdruck gebracht.

Wann wird der Verkauf abgeschlossen?

Staake: Der Bund möchte noch in diesem Jahr die Ausschreibung starten. Wir gehen dann davon aus, dass das Bieterverfahren im nächsten Jahr zum Abschluss kommt.

Duisburg ist der größte Binnenhafen der Welt. Doch wegen der Globalisierung spielt die Musik längst auf den Weltmeeren. Was tun Sie, um dabei mit zu spielen?

Staake: Wir werden selbst internationaler und engagieren uns dort, wo die Industrieproduktion zunehmend stattfindet und logistische Dienstleistungen benötigt werden. Derzeit beraten wir die brasilianische Regierung bei der Entwicklung eines multimodalen Verkehrskonzeptes für den Hafen Santos und dessen Hinterland bis Sao Paulo, sozusagen das Rotterdam Lateinamerikas. In den kommenden Jahren werden allein dort 4 Mrd. Euro investiert. Indien ist für uns ein weiterer, interessanter Wachstumsmarkt.

Das war früher mal anders, da war der Hafen Duisburg ein regionales Unternehmen ...

Staake: Der Hafen hat sich tatsächlich rasant gewandelt. Früher waren auf dem Gelände Menschen aus vier Nationen tätig, heute sind es 26. Jeder zweite Container, der heute auf dem Rhein zwischen Holland und der Schweiz unterwegs ist, wird in Duisburg umgeschlagen. Wir sind mit eigenen Aktivitäten im Ausland engagiert und wollen mit unserem Partner Hochtief Concessions neue Projekte entwickeln. Das alles hat dazu beigetragen, Umsatz, Ergebnis und Unternehmenswert um ein Vielfaches zu steigern.

Wie war das möglich?

Staake: Möglich wurde das, weil wir nicht nur Flächen bereitstellen, sondern komplette Dienstleistungen anbieten, insbesondere für die Rhein-Ruhr Region. Ein aktuelles Beispiel ist sicherlich unsere Kooperation mit der Currenta, einer Bayer-/Lanxess-Tochter. Hier entwickeln wir direkt am Werksgelände in Uerdingen ein Umschlagskonzept für den Schienentransport von Chemieprodukten.

Der Internet-Buchhändler Amazon baut derzeit in Rheinberg ein riesiges Lager. Hatte Amazon auch bei Ihnen angeklopft?

Staake: Wir haben miteinander gesprochen. Doch eine sehr große geschlossene Fläche, wie Amazon sie benötigte, konnten wir in Duisburg nicht bieten. Wir freuen uns nun, dass ein Ort aus der Region den Zuschlag bekommen hat. Davon werden wir mittelbar auch profitieren.

Der Duisburger Hafen kann nicht weiter expandieren? Das ist bedenklich.

Staake: In Duisburg selbst haben wir mittlerweile nur noch 50 Hektar freie Fläche, aber wir kaufen regelmäßig in der Region dazu. Etwa mit der RAG. Der Zechen-Konzern hat 10.000 Hektar Flächen und ist damit der größte Grundbesitzer im Ruhrgebiet. Alte Zechengelände für neue Logistik-Ansiedlungen nutzen - das ist doch erfolgreicher Strukturwandel.

Wie war das erste Halbjahr 2011?

Staake: Der Güter-Umschlag hat deutlich zweistellig zulegen können. Beim Stahl-Transport, der 2008 dramatisch abgestürzt war, sind wir wieder auf Vorkrisen-Niveau. Auch bei der Importkohle haben wir zugelegt. Das zweite Halbjahr wird sich zwar etwas abschwächen. Doch am Ende erwarten wir beim Güterumschlag ein Plus von rund zehn Prozent.

(RP)
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