Arzneiverordnungsreport Viele Medikamente sind zu teuer

Berlin (RP). Bei den Ausgaben für Arzneien könnten die deutschen Krankenkassen laut Arzneiverordnungsreport jährlich 6,1 Milliarden Euro sparen. Deutschland gilt international als Hochpreisland für Arzneien.

Medikamente – Diese gehören immer mit auf Reisen
Infos

Medikamente – Diese gehören immer mit auf Reisen

Infos
Foto: ABDA

Arzneimittel, die in Deutschland verordnet werden, sind vielfach zu teuer und in ihrer Wirkung umstritten. Der Arzneiverordnungsreport listet ein Einsparpotenzial von 6,1 Milliarden Euro jährlich auf. Das entspricht etwa einem halben Beitragspunkt für die Krankenkasse. Ein Durchschnittsverdiener mit 3500 Euro brutto monatlich könnte also acht bis neun Euro weniger pro Monat an Krankenkassenbeitrag zahlen, wenn besser gewirtschaftet würde.

Deutschland gilt als Hochpreisland für Arzneien. Im Jahr 2008 haben die gesetzlichen Krankenkassen 29,2 Milliarden Euro für Pillen, Salben und Säfte ausgegeben. Das waren 5,3 Prozent mehr im Jahr zuvor. Sowohl teure Spezialpräparate gegen Krankheiten wie Aids und Krebs lassen die Kosten steigen, aber auch immer neue Mittel gegen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen gelten als Preistreiber.

Einen heftigen Ausgabenschub gab es auch bei den Spezialpräparaten "Die Ausgaben sind in den letzten vier Jahren um 70 Prozent auf sieben Milliarden Euro gestiegen", kritisierte der Chef der KV-Nordrhein, Leonhard Hansen. Seit der Gesundheitsreform 2008 könnten nach einer Kosten-Nutzen-Bewertung eigentlich Höchstpreise für diese Mittel festgelegt werden. Eine Umsetzung werde aber blockiert. Für die Pharmaindustrie wäre sie unattraktiv. Kritisch bewertet der Ärztefunktionär auch das übliche Vorgehen der Arzneimittelhersteller, Ärzte für "Anwendungsstudien" zu bezahlen.

In Deutschland würden für neue Arzneien "Mondpreise" gezahlt, beklagte AOK-Chef Herbert Reichelt. Als Beispiel für außerordentliche Medikamentenpreise nennt der Arzneiverordnungsreport die neue Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs für junge Frauen. Sie kostet hierzulande 477 Euro. In den USA ist sie für 247 Euro und in der Schweiz nach Verhandlungen der Kantone mit dem Hersteller für 314 Euro zu haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort