Umstellung am 1. Februar Firmen leichtsinnig beim Thema Sepa

Düsseldorf · Am 1. Februar soll das neue einheitliche Euro-Zahlungssystem starten. Doch so mancher Mittelständler und viele Vereine sind offenbar noch nicht ausreichend vorbereitet. Das kann schwerwiegende Folgen für die Beteiligten haben.

40 Tage Zeit hat Europa noch bis zum Start des einheitlichen europäischen Zahlungssystems. Das ist nicht viel. Und deshalb schlägt die Bundesbank zum wiederholten Mal Alarm mit Blick auf das am 1. Februar startetende Projekt "Sepa". Denn in Deutschland ist alles längst noch nicht so weit, wie es sein sollte. "Den Stand der Umstellung in Deutschland sieht die Bundesbank weiter kritisch", sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele. Es gebe zwar Bewegung, aber noch keine Entwarnung.

Das Zahlungsverkehrssystem Sepa ("Single Euro Payments Area") soll in den EU-Staaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz und Monaco gelten. Ziel ist, den Geldverkehr mit dem Ausland zu beschleunigen. Zentrale Neuerung ist eine 22-stellige Kontonummer unter dem Titel "IBAN". Auf das Länderkennzeichen DE folgen bei dieser Nummer in Deutschland eine zweistellige Prüfziffer, die bisherige Bankleitzahl und die bisherige Kontonummer.

Soweit das Grundmuster. Was den Bundesbank-Vorstand Thiele und wohl auch teilweise die Verantwortlichen in den Geschäftsbanken alarmiert, ist der Leichtsinn, den vor allem kleinere deutsche Firmen und Vereine bei dem Thema offenbar an den Tag legen. Die Zahlen, die Thiele nennt, sind Besorgnis erregend: Nur ein knappes Drittel aller Überweisungen werde bisher im Sepa-Format ausgeführt, bei den Lastschriften ist es gerade mal ein Zehntel. Und auch wenn Fortschritte erkennbar sind — geht das Ganze in dem Tempo weiter, das in den vergangenen beiden Monaten zu beobachten war, wäre Ende Januar kaum die Hälfte erledigt.

Das Phänomen trifft beispielsweise Mittelständler und Vereine viel stärker als den privaten Verbraucher. Sie müssen nämlich, wenn sie auch nach der Sepa-Einführung am Lastschriftverfahren teilnehmen wollen, eine Gläubiger-Identifikationsnummer (Gläubiger-ID) bei der Bundesbank beantragen. Bis Mitte Dezember wurden rund 1,25 Millionen solche Nummern vergeben. Insgesamt gebe es in Deutschland aber rund 3,6 Millionen Unternehmen und etwa 580 000 Vereine, so die Bundesbank. Und auch wenn nicht alle das Lastschriftverfahren nutzen — es dürften deutlich mehr sein als jene, die die ID schon beantragt haben. Für die Verweigerer könnten die Konsequenzen gravierend sein. Unternehmen bekämen Probleme, Gelder von Kunden einzuziehen, Vereine erhielten keine Beitragszahlungen mehr von Mitgliedern, Mitarbeiter müssten länger auf ihr Gehalt warten. Was mögliche Fehlbuchungen angeht, sind die Bundesbank-Zahlen ebenfalls ein Horror: Müssten nur zwei Prozent aller Zahlungsvorgänge nachbearbeitet werden, wären das schon 1,2 Millionen Buchungen.

Private Verbraucher müssen zwar selbst nichts tun. Die meisten haben vermutlich schon längst ihre künftige Kontonummer vom Kreditinstitut mitgeteilt bekommen. Aber dafür sollten sie vorsichtig sein, wenn ihnen in Sachen Sepa Post ins Haus flattert — beispielsweise bei E-Mails, die die Preisgabe von Kontonummern und Passwörtern erbitten. Das sollte man nie tun, weil dahinter immer eine Betrugsmasche steckt. Über die Links, die man anklickt, könnten die Betrüger Zugriff auf persönliche Daten erhalten.

(RP)
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