Netzwerk stellt neue Software "Home" vor Verliert Facebook wirklich seinen Reiz?

Menlo Park · Facebook rüstest sich für die mobile Zukunft. Mit der neuen Software "Facebook Home" will das soziale Netzwerk stärker in den Fokus bei Handy-Nutzern rücken. Denn vor allem junge Nutzer verlieren vermehrt das Interesse an der Plattform. Aber beginnt der Stern von Facebook tatsächlich zu sinken? Die Reaktionen auf die neue Software jedenfalls sind gemischt.

"Als ich mit Facebook angefangen habe, war es für mich das Coolste überhaupt. Man gehörte dazu, weil andere Leute auch bei Facebook waren", sagt die 18-jährige Rachel Fernandez, die seit vier, fünf Jahren dabei ist. Und heute? "Facebook ist irgendwie langweilig geworden." Ähnlich ergeht es Paul Friedman. Der 59-jährige Zahnarzt aus New York City nutzt Facebook heute weniger als vor vier Jahren. Er ist sich nicht sicher, woran es liegt. "Anfangs war es vielleicht interessanter, weil es ein neues Forum war", so Friedman. "Jetzt braucht es schon etwas Besonderes, um die Dinge interessant zu machen."

Vielen geht es ähnlich wie Fernandez und Friedman. Ständige Neuerungen verärgern die User, man wird überflutet von Videos oder Spaßeinträgen. Jeder ist mit jedem befreundet, und so wird das soziale Netzwerk für manch einen zur Last. Nach jüngsten Zahlen der Analysefirma Socialbakers verliert das Netzwerk in den USA ebenso wie in Deutschland vor allem junge Menschen als Nutzer. Demnach gab es in den Vereinigten Staaten im ersten Quartal 2013 bei den Menschen zwischen 25 und 34 Jahren einen Rückgang von gut 1,2 Millionen Nutzern. In Deutschland hat die Analysefirma im gleichen Zeitraum und in der gleichen Altersgruppe 121.600 Nutzer weniger gezählt. Dennoch — die meisten Nutzer bleiben dem Netzwerk treu.

Die Aktie steigt der Präsentation

Friedman etwa nutzt das soziale Netzwerk, um sich Videos anzuschauen oder zu sehen, ob Freunde Konzertbesuche oder Yoga-Kurse organisieren. Fernandez nutzt Facebook so, wie andere Leute E-Mail oder das Telefon nutzen — um Kontakt zu halten. Sie bevorzugt Facebook, weil sie weiß, dass dort jeder ist. Facebooks größtes Plus könnte also auch seine größte Herausforderung sein.

Doch die Frage ist, wie lange "alle" noch bei Facebook sind. Das Beispiel der VZ-Netzwerke etwa hat gezeigt, dass es auch schnell vorbei sein kann mit dem Hype um eine Plattform. Auch deshalb versucht Facebook immer wieder, mit seinen Neuerungen seine User weiter an sich zu binden — und vor allem mit Werbung möglichst viel Geld zu verdienen.

Die neue Software "Home" ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. "Home" werde es den Facebook-Mitgliedern ermöglichen, automatisch einlaufende Nachrichten und Fotos direkt auf den Bildschirm anzuschauen, hieß es bei der Präsentation am Donnerstagabend. "Wir wollen alle diese Inhalte nach vorne bringen", so Chef Mark Zuckerberg. Das soziale Netzwerk soll für seine User also jederzeit und überall präsent sein.

Der Aktie des Unternehmens jedenfalls hat die Präsentation zunächst gut getan. Am Abend reagierte sie mit einem Kursplus, während es für den schärfsten Konkurrenten Google abwärts ging. Die Reaktionen in den Technikblogs und US-Medien dagegen sind eher zurückhaltend. Denn gerade in Bezug auf den Datenschutz und die Nutzung der Informationen seiner User hat Facebook sich immer wieder Kritik anhören müssen.

Download ab dem 12. April

So schreibt etwa der Technologie-Blog techcrunch.com: "Wenn 'Home' eine technische Lösung ist, die Jugendlichen erlaubt, mehr Informationen zu teilen, werden sie in Scharen zu Facebook kommen und dem sozialen Netzwerk eine enorme Datenmenge menschlicher Konversation zur Verfügung stellen."

Auf der Webseite zdnet.com heißt es dagegen über die ersten Eindrücke der neuen Software: "Für jeden, der soziale Netzwerke in ihrem vollen Umfang nutzen möchte, dürfte es spaßig sein, länger damit zu spielen." Auf forbes.com heißt es dagegen, dass die neue Software keine Revolution sei. Und gizmodo.de schreibt: "Na mal schauen, ob der Facebook-Home Schritt Zuckerbergs dem fallenden Coolness-Faktor von Facebook wieder etwas Auftrieb geben kann.

Für Facebook bleibt das nur zu hoffen. Ab dem 12. April wird die neue Software jedenfalls zum Download bereit stehen. Die US-Medien aber sind schon jetzt fleißig dabei Umfragen zu starten, ob sich die User diese auch herunterladen werden. Denn das dürfte die spannenste Frage in den nächsten Wochen sein.

mit Agenturmaterial von AP und Reuters

(ap/das/csi)
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