Vor allem kleiner Betriebe betroffen Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage
Hamburg · Der Hamburger Verfassungsschutz hat kleinere Unternehmen eindringlich vor Wirtschaftsspionage gewarnt. "Die Gefahr ist real, sie betrifft aber nicht alle Unternehmen gleichermaßen", sagte der Leiter des Landesamts, Manfred Murck, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

In geheimer Mission - Spionage-Werkzeuge
"So verfügen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen meist nicht über die notwendigen Ressourcen für eine eigene Sicherheitsabteilung im Gegensatz zu den großen Konzernen." Dies erhöhe ihre Gefahr, Opfer von Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung zu werden.
Besonders gefährdet seien Unternehmen aus den Bereichen Energie, Rüstung und innovativer Technologien, erklärte Murck. "Den deutschen Sicherheitsbehörden sind eine Vielzahl von Anhaltspunkten bekannt, dass ausländische Dienste oder Konkurrenten deutsche und auch Hamburger Unternehmen ausspähen." Bei der Schätzung der Schadenssumme hielt er sich bedeckt: "Jedenfalls ist von einem Schadenspotenzial in Milliardenhöhe für die deutsche Wirtschaft auszugehen."
Russland, China und Iran im Visier
Besonders im Blick des Verfassungsschutzes seien Russland, China und auch Iran. "Aber nahezu alle Staaten dieser Welt verfügen über Geheimdienste und die interessieren sich für Politik, Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Forschung und auch für Menschen aus oppositionellen Gruppierungen", sagte Murck. In der Wirtschaft käme dann noch vor allem die Ausspähung durch Konkurrenzunternehmen hinzu.
Gefährliche Situationen gebe es viele, sagte Murck. "Man kann einen Spion in das Unternehmen regelrecht einschleusen, zum Beispiel als Praktikanten. Man kann auch einen Mitarbeiter des Unternehmens anwerben, entweder durch Bezahlung oder durch Erpressung." Zunehmende Bedeutung gewinne aber auch der IT-Bereich. Durch E-Mails mit Schadsoftware oder manipulierte USB-Sticks könnten gezielt Daten im Unternehmensnetzwerk ausgespäht oder manipuliert werden. Bei Geschäftsreisen könnten auch Mitarbeiter-Laptops bei der Einreisekontrolle am Flughafen mit Schadsoftware infiziert werden.
Unternehmen empfiehlt Murck, zuerst ihr schützenswertes Wissen zu identifizieren. "Was sind die "Unternehmensperlen", die für andere besonders begehrenswert sind?" Dabei handele es sich meist um etwa fünf bis zehn Prozent des Know-Hows. Praktikanten sollten keinen unkontrollierten Zugang zu wichtigen Informationen erhalten. Sensible Daten sollten nicht auf Laptops gespeichert werden, sondern auf USB-Sticks, die man ständig bei sich tragen könne, riet Murck.