800 Mitarbeiter wieder in Beschäftigung Verdi legt Angebot zur Schlecker-Sanierung vor

Frankfurt/Main · Im Ringen um einen Sanierungs-Tarifvertrag für die Drogeriekette Schlecker hat die Gewerkschaft Verdi ein Angebot zur Mitarbeiterbeteiligung vorgelegt. Die Gewerkschaft habe der Insolvenzverwaltung vorgeschlagen, die Personalkosten über drei Jahre um 10,5 Prozent zu senken, sagte ein Verdi-Sprecherin am Mittwoch in Frankfurt am Main. Um sein Überleben zu sichern, sollte Schlecker laut Verdi außerdem sein Sortiment umstellen.

Chronologie der Schlecker-Pleite
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Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte zuletzt beim Personal Einsparungen von 15 Prozent über drei Jahre gefordert. Verdi hatte dies stets als zu hoch abgelehnt. Mit ihrem Angebot für einen vorläufigen 10,5-prozentigen Verzicht komme die Gewerkschaft dem Insolvenzverwalter nun "enorm entgegen", sagte die Verdi-Sprecherin. Dies sei auch "die absolute Schmerzgrenze der Beschäftigten". Nach den Berechnungen der Gewerkschaft würde Schlecker damit 98 Millionen Euro einsparen.

Allerdings solle dieses Sparziel nicht durch Gehaltskürzungen erzielt werden. "Was nicht geht, ist ein Eingriff in die Lohntüte. Dann müssten die Frauen aufstocken", sagte die Sprecherin. Stattdessen könnten beispielsweise Urlaubs- oder Weihnachtsgeld ausgesetzt oder bereits vereinbarte tarifliche Lohnerhöhungen für die rund 13.000 verbliebenen Schlecker-Beschäftigten verschoben werden.

Um das langfristige Überleben der Drogeriemarktkette zu sichern, schlug Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke außerdem eine Umwandlung in eine Art Mini-Supermarkt vor. "Um eine Nische in der Nahversorgung besetzen zu können, muss man seinen Kunden einen Mehrwert bieten", sagte Franke den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwochsausgabe). "Man wird also noch mehr Produkte des täglichen Bedarfs anbieten müssen, die über den Drogeriebereich hinausgehen", sagte der Gewerkschafter.

Dies sei vergleichbar mit dem Tankstellenprinzip. "Wer bei einer Tankstelle abends auf dem Nachhauseweg noch schnell eine Flasche Wein kaufen möchte, schaut auch nicht auf den letzten Cent", sagte Franke der Zeitung. Mit den Wettbewerbern allein über den Preis konkurrieren zu wollen, werde bei Schlecker nicht gelingen. Die Drogeriemarktkette sei im Kernsortiment derzeit bis zu 15 Prozent teurer als ihre Konkurrenten.

Schleppend geht laut Verdi die Vermittlung der Ende März Entlassenen voran. "Von den rund 11.200 Schlecker-Beschäftigten, die gekündigt oder freigestellt wurden, haben bis Ende April nur knapp 800 einen neuen Arbeitsplatz gefunden", erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Den deutschlandweit rund 25.000 offenen Stellen im Einzelhandel stünden in der Branche zwölfmal so viele Arbeitssuchende entgegen. Hinzu komme, dass es im Einzelhandel viele Arbeitsplätze gebe, die nicht als tariflich bezahlte Vollzeitstellen, sondern in Teilzeit, Leiharbeit oder als Minijobs angeboten würden.

Schlecker hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen über Jahre Verluste angehäuft hatte. Im Rahmen seiner Sanierung schloss die Drogeriemarktkette Ende März mehr als 2000 Filialen. Über 10.000 Mitarbeiter wurden entlassen, nachdem der Aufbau einer Transfergesellschaft vor allem am Widerstand aus den Reihen der FDP gescheitert war.

(AFP)
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