Verbraucherschützer zum Dieselskandal „Die Schonfrist für die Autoindustrie ist vorbei“

Berlin · Deutschlands oberster Verbraucherschützer, Klaus Müller, spricht über die Folgen des fortdauernden Dieselskandal und drängt bei der Musterfeststellungsklage zur Eile.

 Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (Archiv).

Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (Archiv).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Wie reagieren die Verbraucher auf den Rückruf von Hunderttausenden Daimler-Fahrzeugen?

Müller Die Nachricht, dass Daimler europaweit fast 800.000 Fahrzeuge zurückruft, ist für Verbraucherinnen und Verbraucher schockierend. Nicht nur, weil erneut hunderttausende Kunden verunsichert sind. Hier ist ein Premiumunternehmen betroffen, an dem nun der Makel hängenbleibt, gegen Recht verstoßen zu haben. Das kostet nachhaltig Vertrauen und erzeugt viel Frust: Unzulässige Abgasabschalteinrichtungen gefährden ja nicht nur das Verbrauchervertrauen, sondern schaden auch massiv der Luftqualität und damit der Gesundheit vieler Menschen.

Wie wichtig ist es, dass die neue Musterfeststellungsklage für betroffene Verbraucher auch wirklich am 1. November scharf gestellt wird?

Müller Die Politik muss wie angekündigt schnell handeln. Verbraucherschutzministerin Barley hat zügig einen guten Entwurf vorgelegt, der jetzt schnell im parlamentarischen Verfahren verabschiedet werden muss. Eile ist geboten, denn zum Jahresende droht Verjährung bei zigtausenden Geschädigten durch den VW-Skandal. Die Musterklage wirkt aber verjährungshemmend, das ist einer ihrer großen Vorzüge.

Was halten Sie vom Kurs des neuen Verkehrsministers Scheuer gegenüber der Autoindustrie?

Müller Der Verkehrsminister muss wissen, dass die Schonfrist für die  Autoindustrie vorbei ist. Millionen Verbraucher sind betroffen, die Risiken sind immens. Auch seine Glaubwürdigkeit nimmt großen Schaden, wenn er es nicht schafft, die Autohersteller zur Verantwortung zu ziehen und in die Pflicht zu nehmen: Wer ein Auto für viel Geld kauft, darf doch erwarten, dass er das bekommt, was er bestellt hat. Schluss also mit der Salamitaktik. Wir Verbraucherschützer werden nicht müde zu fordern, dass Verbraucher nicht auf den Schäden sitzen bleiben dürfen. Darauf muss der Minister zügigst Antworten finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort