Aufgezwungener Umweltschutz muss scheitern Verbraucher werden immer mächtiger

(RP). Die Deutschen gelten als Weltmeister im Mülltrennen. Beim Verzehr von Bio-Produkten liegen sie gemeinsam mit den Italienern in Europa an der Spitze. Umfragen belegen zudem, dass die Verbraucher bereit sind, im Dienst der Umwelt Einschränkungen und teilweise auch Preissteigerungen hinzunehmen.

Die Lesermeinungen zum Biosprit E10
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Foto: dapd

Doch wenn der Umweltschutz von oben verordnet, bürokratisch vollzogen und mit Halbwahrheiten beworben wird, werden die deutschen Verbraucher widerspenstig. Der neue Bio-Kraftstoff E10 ist da nicht das einzige Beispiel.

Dosenpfand Kein Mensch bestreitet, dass Mehrweg-Flaschen ökologisch sinnvoller sind als Einweg-Flaschen. Die Strategie verschiedener Bundesregierungen, die Mehrwegquote zu erhöhen und die Wegwerf-Flaschen und Dosen vom Markt zu verdrängen, ist dennoch grandios gescheitert. Seit dem Start des Dosenpfands, das der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) eingeführt hat, sinkt die Mehrwegquote kontinuierlich. Sie liegt bei nur noch rund 44 Prozent. Das Pfand auf Wegwerfflaschen hat das Gegenteil von dem bewirkt, was damit erreicht werden sollte. Nahezu die Hälfte aller Verbraucher hätten Schwierigkeiten, bepfandete Einweggetränkeverpackungen von bepfandeten Mehrweggetränkeverpackungen zu unterscheiden, räumt die Bundesregierung ein.

Glühbirnen Der deutsche Verbraucher ist als Schnäppchenjäger berüchtigt. Die Möglichkeit, mit Energiesparlampen seine Stromrechnung zu senken, umgeht er dennoch. Zum Hintergrund: Die EU-Kommission hat die herkömmliche Glühbirne wegen ihrer schlechten Energie-Effizienz verboten. Zurzeit dürfen sie noch verkauft, aber nicht mehr nach Deutschland eingeführt werden. Bei der Umstellung wurden aus Sicht des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale erhebliche Kommunikationsfehler gemacht. Erst seien die Vorteile der Energiesparlampe nicht kommuniziert worden, dann sei nur über die Vorteile gesprochen worden, bemängelt Verbrauchenzentralen-Energieexpertin Frauke Rogalla. "Viele Spar-Lampen halten nicht, was sie versprechen", sagt Rogalla. Ein Problem sei auch das Quecksilber, das sie enthielten. "Das führt bei den Verbrauchern zu einer großen Unsicherheit. Die Leute ärgern sich und greifen zu den alten Glühlampen."

E10 Auch bei der Einführung des Bio-Kraftstoffs E10 sieht der Bundesverband der Verbraucherzentralen Fehler in der öffentlichen Kommunikation. Ohne verbindliche Erklärung für die Autofahrer, dass ihre Wagen den Treibstoff vertrügen, sei E10 "tot", sagt Energieexperte Holger Krawinkel. Hinzu komme, dass der Agro-Treibstoff eine "fragwürdige" Energiebilanz habe. Zur Gewinnung müssten energiereiche Pflanzen wie Zuckerrüben und Weizen eingesetzt werden. Die CO2-Vermeidungkosten lägen bei 170 Euro pro Tonne. Das sei das Zehnfache des Marktpreises.

(RP)
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