Kauffreude verbessert Konsumklima Verbraucher sorgen für ein Wintermärchen

Nürnberg (RPO). Trotz steigender Kosten im kommenden Jahr bleiben die Verbraucher in Kauflaune: Die Nürnberger Forscher des GfK sagen für Januar ein stabiles Konsumklima voraus. Das am Dienstag veröffentlichte Barometer, das die Verbraucherstimmung misst, fiel nur minimal um 0,1 auf 5,4 Punkte.

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Foto: RP, Busskamp

GfK-Chef Klaus Wübbenhorst spricht bereits von einem Wintermärchen: "Wir rechnen damit, dass danach auch ein Frühjahrshoch kommt", sagte der Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit Reuters-TV. Alles deute auf ein gutes Wachstum 2011 hin.

Wegen der wiedererwachten Kauffreudigkeit der Verbraucher kann der Einzelhandel nach einer jahrelangen Durststrecke 2010 endlich wieder aus dem Vollen schöpfen: "Ich denke, das Weihnachtsgeschäft könnte um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sein", prognostiziert Wübbenhorst. Dies deckt sich mit der Prognose des Einzelhandels. Sollte sich die Vorhersage bewahrheiten, wäre dies der stärkste Anstieg seit fünf Jahren.

Der Branchenverband HDE berichtet von einem guten Kundenbesuch am vierten Adventswochenende und rechnet noch bis Heiligabend mit viel Trubel in den Geschäften. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sieht rosige Perspektiven: "Die Verbraucher bleiben in Kauflaune, der private Konsum nimmt zu. Das beschert dem Aufschwung pünktlich zu Weihnachten einen warmen Wintermantel", sagte der FDP-Politiker.

"Kein Grund für Inflationsängste"

Ein Grund für den Optimismus der Verbraucher ist die Aussicht auf höhere Löhne. Die GfK rechnet mit einem Anstieg der verfügbaren Einkommen um 2,6 Prozent. Großkonzerne wie Bosch, Siemens, Porsche Audi und Continental kündigten zudem an, die für April 2011 vereinbarte Tariferhöhung der Metallbranche vorzuziehen.

Dem stehen höhere Belastungen gegenüber: Zigaretten und Flugtickets werden vom neuen Jahr an stärker besteuert, Strom wird teurer, der Beitragssatz für die gesetzliche Krankenkasse steigt von 14,9 auf 15,5 Prozent.

Zugleich ist die Bereitschaft der Bundesbürger, sich Fernseher, Kühlschränke oder andere größere Anschaffungen zu leisten, im Dezember leicht zurückgegangen. Dahinter steckt auch die steigende Sorge vor anziehenden Preisen, wie Bürkl mit Blick auf höhere Benzin- und Heizölkosten erläuterte: "Dies ist jedoch kein Grund für große Inflationsängste." Auch im kommenden Jahr werde die Preissteigerungsrate unter der Zwei-Prozent-Linie bleiben, die die Europäische Zentralbank (EZB) als Stabilitätsmarke betrachtet.

Damit stehen auch die Aussichten gut, dass sich der private Konsum nächstes Jahr zu einer tragenden Säule des Aufschwungs entwickeln wird. "Es würde uns nicht überraschen, wenn real eine eins vor dem Komma stehen würde", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Für dieses Jahr rechnet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit einem um Preisveränderungen bereinigten Plus von rund 0,5 Prozent.

Dennoch wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Das Gfk-Konsumklima-Barometer ist derzeit noch weit von seinem langjährigen Mittel entfernt, das für die Zeit nach der Wiedervereinigung bei rund neun Punkten liegt. Auch wegen der demografischen Entwicklung sei nicht mehr damit zu rechnen, dass der privaten Konsum eine ähnliche Größenordnung wie in früheren Jahrzehnten erreichen werde, meint Bürkl. Ökonomin Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim sieht allerdings auch über das nächste Jahr hinaus gute Perspektiven: "Auch 2012 rechnen wir mit einem Plus beim privaten Verbrauch."

(AFP/csh)
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