Vor Start des Genfer Salons VDA-Chefin Müller sieht Autoindustrie auf „steinigem Weg“

Berlin · Es war ihr erster öffentlicher Auftritt als Präsidentin des mächtigen Bundesverbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Hildegard Müller, die frühere Innogy-Managerin und Ex-CDU-Politikerin, will die Autobranche ins Zeitalter der Klimaneutralität führen.

 VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die deutsche Automobilindustrie kommt nach den Worten der neuen Verbandspräsidentin Hildegard Müller beim Umbau von fossilen Antrieben hin zur E-Mobilität und anderen alternativen Antriebsformen gut voran. Die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland seien im Januar um 140 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 16.143 Fahrzeuge gestiegen. Das sei ein Rekordwert, sagte die Präsidentin des Bundesverbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) am Donnerstag in Berlin. Weltweit produzierten deutsche Hersteller im vergangenen Jahr 400.000 E-Fahrzeuge. Deutschland sei damit der „drittgrößte Produktionsstandort für E-Autos“.

Mehr Klimaschutz sei für die Branche keine Frage des Obs, sondern nur noch des Wie. „Klimaschutz ist nicht verhandelbar“, sagte die frühere Innogy-Managerin und Ex-Staatsministerin im Kanzleramt. Sie gehe mit der Branche jetzt in einen „offenen Diskurs“, wie der Wandel hin zur klimaneutralen Mobilität zu schaffen sei.

Strengere EU-Grenzwerte für Schadstoffemissionen, Milliardenentschädigungen nach der Dieselkrise und nun auch noch eine mögliche Corona-Pandemie – die deutsche Autoindustrie muss viele Herausforderungen gleichzeitig meistern. „Der Weg, der vor uns liegt, wird steinig“, sagte die VDA-Chefin vor dem Start des Genfer Autosalons kommende Woche. Sie zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Branche den Transformationsprozess rechtzeitig schaffen wird. Die deutschen Unternehmen gingen den Umbau zur E-Mobilität jetzt offensiv an, so Müller. Ein Drittel aller deutschen Forschungsinvestitionen würden hier ausgegeben. Derzeit seien bereits über 50 deutsche Elektro-Modelle im Angebot, bis 2023 sollten es über 150 sein.

Der Umbau stehe und falle jedoch mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Hier sei die öffentliche Hand massiv gefordert, sagte Müller. Bis 2030 seien allein eine Million öffentliche Ladepunkte nötig. Zudem müsse der rechtliche Rahmen endlich eindeutig sein, damit private Investoren stärker in die Errichtung der Ladesäulen einstiegen.

Die VDA-Chefin wandte sich gegen Fahrverbote, Einschränkungen oder  Verzichtsdebatten wegen des Klimawandels. Das hätte nur den gegenteiligen Effekt. Auch ein generelles Tempolimit lehnte sie ab.

  2019 sei im Inland mit einem Plus von fünf Prozent für die Branche das beste Verkaufsjahr seit zehn Jahren gewesen, sagte Müller.  Im laufenden Jahr erwarte man jetzt einen Rückgang der Pkw-Verkäufe von sechs Prozent – vor allem wegen der schwächeren Konjunktur, aber auch bereits als Folge der Corona-Epidemie. Allein im Januar seien die Neuzulassungen in Deutschland um sieben Prozent zurückgegangen.

   Kommende Woche will der VDA entscheiden, in welcher Stadt ab 2021 die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), eine der größten Automessen der Welt, stattfinden soll. Zur Auswahl stehen Berlin, Hamburg und München.  Die IAA war bisher alle zwei Jahre in Frankfurt am Main ausgerichtet worden.

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