Vaillant in Remscheid Chef und Azubi zusammen im Großraumbüro
Serie | Remscheid · Das weltweit bekannte Remscheider Unternehmen Vaillant gehört zu den größten Arbeitgebern im Bergischen Land. Und auch in puncto Personalführung schneidet der Konzern extrem gut ab.
Miele, Vorwerk, Siemens, Bosch: Es gibt Marken, die kennt eigentlich jeder. Vaillant gehört auch dazu. Wer erinnert sich schließlich nicht an die gute alte Vaillant Gastherme oder den Warmwasser-Boiler, der Ende der 1970er-Jahre gefühlt in nahezu jedem Badezimmer an der Wand hing oder sich als Untertischgerät im Waschbeckenunterschrank versteckte?
Solide deutsche Wertarbeit, dafür ist das Remscheider Unternehmen bekannt, deshalb macht es weltweit Milliardenumsätze. Im Bereich der nachhaltigen Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik (vor allem im Bereich der Wärmepumpen) zeigt es sich innovativ und fortschrittlich. Doch es gibt offensichtlich noch einen weiteren Grund, warum Vaillant – neben hoher fachlicher Kompetenz – so erfolgreich ist. In den unterschiedlichen Online-Portalen, auf denen Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber beurteilen können, schneidet das Remscheider Unternehmen auffallend gut ab.
Auf „Kununu“, der größten professionell betriebenen Plattform ihrer Art, erreicht die Vaillant Group mit insgesamt 564 abgegebenen Bewertungen einen Score von 4,1 (möglicher Höchstwert: 5), der im Bereich „sehr gut“ eingeordnet wird, sowie eine Weiterempfehlungsquote als Arbeitgeber von 86 Prozent. Bei „Stepstone“ liegt der Score sogar bei 4,7.
„Tatsächlich sind wir sehr stolz darüber. Wir ruhen uns aber nicht darauf aus, sondern schauen bei den detaillierten Bewertungen darauf, welche Kritikpunkte es gibt und gehen diesen auch nach“, erklärt Personalchef Norman Gehrke. „Es ist uns von je her ein Anliegen, dass sich unsere Mitarbeiter bei uns wohlfühlen. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass wir gute Fachleute finden und halten wollen. Das ist in Hinblick auf den bereits bestehenden Arbeitskräftemangel und den bevorstehenden demografischen Wandel nicht nur wichtig, sondern essenziell.“
Was aber tut das Unternehmen ganz konkret für dieses Ziel? „Wir arbeiten zum einen mit einem Wertesystem schon aus unserer Tradition als Familienunternehmen heraus, welches wir über mehrere Generationen erhalten konnten“, berichtet Gehrke. Zudem sei der Bereich Human Ressources (HR) stetig weiter professionalisiert worden. Bedeutet: Die persönlichen Stärken, die individuellen Fähigkeiten, aber auch die besonderen Bedürfnisse eines jeden Mitarbeiters finden Beachtung und fließen in den beruflichen Werdegang mit ein. „Ich vergleiche das gerne mit einer Ehe“, beschreibt es Gehrke. „Zu Beginn zählen die sichtbaren und messbaren Fakten, wir nennen das Hygienefaktoren: angemessenes Gehalt, Aufstiegschancen, flexible Arbeitszeitmodelle. Alles ist erst mal toll. Aber wahre Zufriedenheit stellt sich erst dann ein, wenn Motivatoren hinzukommen: Wertschätzung, Begegnung auf Augenhöhe, respektvoller Umgang, Anerkennung. Den anderen zu sehen, ihm zuzuhören, ihn ernst zu nehmen. Nur dann identifiziert sich der Mitarbeiter tatsächlich mit seinem Arbeitgeber und bringt sich gerne ein. Und nur dann hat auch ein Unternehmen wirklich eine Chance, seine Angestellten langfristig zu halten.“
In den 2019 fertiggestellten neuen Bürogebäuden am Standort Remscheid entwickelte das Unternehmen eine besondere Vision – und setzte sie um. „Wir haben Großraumbüros eingerichtet, in denen Mitarbeiter tageweise oder auch halbtags Büroplätze buchen können – und zwar alle – von unseren Topmanagern bis zu den Sachbearbeitern. Auf diesem Weg sitzen zum Beispiel Chef und Auszubildender nebeneinander und bekommen einen Einblick in den jeweiligen beruflichen Alltag des anderen und stärken so das gegenseitige Verständnis füreinander“, berichtet Unternehmenssprecher Jens Wichtermann. Es gäbe plötzlich Berührungspunkte zwischen Abteilungen, die sich sonst nie begegnen würden. Hierarchien sind auch optisch nicht mehr zu erkennen, da auch Mitarbeiter der Führungsetagen intern zunehmend legerer herumlaufen würden. „Das gilt natürlich nicht für externe Zusammentreffen, dort gilt nach wie vor Anzug- und Krawattenpflicht“, fügt Personalchef Gehrke augenzwinkernd an.
Diese Änderungen seien bei den meisten Führungskräften positiv aufgenommen worden, Sorge vor einem Autoritätsverlust habe es kaum gegeben. „Natürlich sind solche Veränderungen für langjährige Mitarbeiter mitunter nicht einfach und verlangen ihnen auch einiges ab“, sagt Gehrke. Und dennoch: „Alle ziehen da an einem Strang.“
Grundsätzlich arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben permanent daran, neue Ideen zu entwickeln, sei es im Produkt- oder Personalbereich. So sei etwa Homeoffice schon lange vor Corona möglich gewesen. Und auch das Thema Vier-Tage-Woche werde schon länger diskutiert. „Grundsätzlich werden wir das zumindest in den kommenden zwei Jahren nicht offiziell einführen, da gibt es noch zu viele offene Fragen, was aber nicht heißt, dass wir es grundsätzlich ausschließen. Sollte ein Mitarbeiter mit einem individuellen Wunsch zur Teilzeitarbeit an uns herantreten, wird der Einzelfall geprüft und gegebenenfalls auch ermöglicht“, informiert Gehrke.
Vielleicht ist es der mitarbeiterfreundlichen Personalpolitik ja geschuldet, dass Vaillant auch jetzt, da die Nachfrage an Wärmepumpen nahezu explodiert, in der Lage ist, ausreichend Fachpersonal zusätzlich zu rekrutieren. Und eigentlich, betont Norman Gehrke, sei es gar nicht so schwer mitarbeiterzugewandt zu agieren. „Wenn man sich so verhält, wie man es in einer guten Kinderstube gelernt hat, nämlich dem gegenüber mit Wertschätzung zu begegnen, dann ist eine konstruktive und gute Personalführung doch gar nicht so schwer.“ “