Ministerium gab Zahlen bekannt US-Wirtschaft wächst erstmals seit einem Jahr

Washington (RPO). Nach der längsten Rezession seit acht Jahrzehnten ist die US-Wirtschaft im abgelaufenen Quartal wieder gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt der größten Wirtschaftsnation der Welt legte von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent zu, wie es in einer am Donnerstag vom US-Handelsministerium in Washington vorgestellten ersten Schätzung heißt. Zuvor war das BIP über vier Quartale hinweg geschrumpft.

Gewaltsame Proteste in der Wirtschaftskrise
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Sollte die Schätzung der Konjunkturexperten Bestand haben, wäre es die höchste Wachstumsrate seit dem dritten Quartal 2007. Getragen wurde der Zuwachs vor allem von einem Anziehen der Konsumausgaben, die traditionell etwa zwei Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Diese Ausgaben seien um 3,4 Prozent gewachsen und hätten damit alleine 2,4 Prozentpunkte zum gesamten BIP-Wachstum beigetragen, teilte das Ministerium mit.

Die Investitionsausgaben nahmen der Schätzung zufolge nach sieben Quartalen Niedergang wieder zu und verzeichneten ein Plus von 11,5 Prozent. Die Immobilieninvestitionen legten um 23,4 Prozent zu. Auch sie waren zuvor dreieinhalb Jahre lang stetig gefallen. Negativ wirkte sich der Außenhandel auf die BIP-Gesamtentwicklung aus: Der Schätzung zufolge büßte das BIP im dritten Quartal wegen des Einbruchs beim Export 0,53 Punkte ein.

Die Schätzung lag deutlich über den Erwartungen der Analysten, die mit 3,2 Prozent gerechnet hatten. Der Frankfurter Börsenindex Dax schnellte nach Bekanntgaben der Zahlen nach oben. Viele Analysten fürchten aber, dass die Konsumausgaben im vierten Quartal wieder sinken könnten, weil sich die Verbraucher wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und der weiteren konjunkturellen Unsicherheit Zurückhaltung auferlegen dürften.

"Weißes Haus" erleichtert

Das Weiße Haus zeigte sich erleichtert über die Zahlen, warnte aber vor zu viel Optimismus. "Diese willkommene Wegmarke ist nur ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zu einer vollständigen Erholung der Wirtschaft", erklärte Christina Roemer, die Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats von US-Präsident Barack Obama. Roemer wies darauf hin, dass das umstrittene Konjunkturpaket der Regierung Obama zwischen drei und vier Prozentpunkte zum Quartalswachstum beigetragen habe.

Ein offizielles Ende der Rezession rief die US-Regierung zunächst nicht aus. Dies ist Aufgabe des Nationalen Büros für Wirtschaftsforschung (NBER), das für die Bestimmung von Konjunkturzyklen zuständig ist. Das Urteil der NBER-Experten dürfte noch einige Monate auf sich warten lassen, da zunächst große Datenmengen ausgewertet werden müssen. Den Beginn der gegenwärtigten Rezession hatte das Büro offiziell auf Dezember 2007 terminiert. Es ist die tiefste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre.

Wachstum treibt Rohstoffpreise an

Die Aussicht auf eine weitere Erholung der Weltwirtschaft hat Anleger am Donnerstag bei Rohstoffen zugreifen lassen. Auslöser für den wachsenden Optimismus war die Rückkehr der US-Wirtschaft auf Wachstumskurs im dritten Quartal. Damit steigen Analysten zufolge die Aussichten auf eine stärkere Nachfrage nach Öl und Industriemetallen.

Das Fass US-Öl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,4 Prozent auf 78,52 Dollar, erholte sich damit aber nur zum Teil von seinen Vortagesverlusten. Brent wurde ebenfalls 1,4 Dollar teurer bei 76,90 Dollar gehandelt. Am Mittwoch war die Notierung in Reaktion auf steigende US-Benzinbestände, die als Zeichen für eine schwache Nachfrage gelten, gut zwei Dollar eingebrochen. Unter Experten gibt es allerdings Zweifel, dass ein Ölpreis von rund 80 Dollar derzeit fundamental gerechtfertigt ist. "Wir befinden uns in einem Umfeld mit sehr hohen spekulativen Investitionen", sagte Petromatrix-Analyst Olivier Jakob.

Der Kupferpreis drehte nach Veröffentlichung der US-Wachstumszahlen ins Plus. Die Tonne des Industriemetalls verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 6517 Dollar. Auch positive Konjunkturdaten aus Japan unterstützen Händlern zufolge die Metallpreise. Die japanische Industrie erhöhte dank der anziehenden Nachfrage nach Autos und elektronischen Produkten ihre Produktion im September den siebten Monat in Folge.

Der schwächere US-Dollar gab dem Goldpreis Schwung. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich im Vergleich zum späten US-Handel am Mittwoch um ein Prozent auf 1037,10 Dollar. In der Nacht war die Notierung auf bis zu 1025,75 Dollar und damit den tiefsten Stand seit gut drei Wochen abgerutscht. Investoren sichern sich oft mit Gold gegen einen schwachen Dollar ab. Analyst Walter de Wet von der Standard Bank wies zudem auf ein "recht ordentliches Interesse auf der physischen Seite" hin, also bei der Nachfrage nach für Schmuck, aus der Industrie oder nach Goldbarren und -münzen.

(AFP/top)
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